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Kurator'in für: Volk und Wirtschaft Medien und Gesellschaft Technologie und Gesellschaft Fundstücke
Leitet das Digital-Team im Wirtschaftsressort der Süddeutschen Zeitung, was nicht heißt, dass er nur Nerd-Kram piqt. Studierte in Erlangen und Portland Politikwissenschaft und Amerikanistik, schrieb in Nürnberg, Berlin, New York und München. Interessiert an allem Politischen. Am Absurden sowieso. Süchtig nach Longreads.
Es gibt zig Marx-Texte im Jubiläumsjahr, aber der Transfer seiner Theorie auf die durchdigitalisierte Welt ist meist holprig. Weil es ist ja so: Die Nerds sind zu libertär, um Marx ernst zu nehmen, oder gleich Anarchisten. Und die klassischen Marx-Kenner wissen nicht, wie man einen Computer anschaltet. Hinzu kommt die Tendenz vieler Autoren, mit steiler These um die Ecke zu kommen, statt ein Thema kritisch zu durchdringen. Irgendwie muss man dann zwischen Jeremy Rifkin und Paul Mason selbst deuten, was denn Marx im Zeitalter der Automatisierung und Sharing Economy bedeutet. Einen klugen und kompakten Überblick hat nun der Soziologe und Autor Christopher Wimmer geschrieben. Er schreibt über das relevante Fragment von Marx:
Das Konkurrenzprinzip zwingt Unternehmer ständig dazu, besser zu sein als andere, zu investieren und fehlerhafte Menschen durch scheinbar fehlerlose Maschinen, Algorithmen zu ersetzen. In diesem Prozess nimmt der Anteil der konkreten lebendigen Arbeitskraft im Produktionsprozess immer weiter ab. Der Anteil der Maschinen steigt. [...] Im "Maschinenfragment" spielt Marx nun diese Entwicklung wie ein Mathematiker durch, der eine Kurve gegen null gehen lässt. Was passiert, wenn lebendige Arbeitskraft immer weiter abnimmt und der Anteil des Wissens und der Maschinen immer weiter zunimmt? Die Annäherung an den Nullpunkt wäre die komplett automatisierte Welt mit einem verbliebenen Superroboter, der nur noch einen Arbeiter braucht, der den An-und-Aus-Knopf bedient.
Dann behandelt er die Frage, inwieweit dies auf unsere Welt zutrifft: Ist Wissen die neue Arbeit? Bringt IT Freiheit oder Unterdrückung? Und was sagt Dietmar Dath dazu (Spoiler: "Zerschlagt die Apparate, aber schützt die Bauanleitungen.")? Und Wimmer erteilt den Marx-Gläubigen, die das Maschinenfragment blind als Beweis seiner Hellsichtigkeit anpreisen, eine Absage. Denn auch im digitalen Zeitalter gilt: Marx lesen ist klug, ihn vergöttern doof.
Quelle: Christopher Wimmer Bild: dpa taz.de
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Jenseits des Maschinenfragments ist immer noch der erste Band von DAS KAPITAL, der vor rund 150 Jahren, 1867, erschien, aufschlussreich und grundlegend:
Eine der Hauptanalysen gilt dem Wert. Nur die Arbeit produziert Wert, aber wenn der Anteil der Arbeit durch Maschinen (egal ob Dampfmaschine, Elektromotor, Fließband oder bis hin zu gegenwärtigen Computern und Robotern) zurückgeht, dann wächst das Problem der Verfügung über den gesellschaftlichen Reichtum. Autos kaufen keine Autos, Computer auch nicht.
Dieser Widerspruch verschärfte sich durch die digitale Revolution - wieder einmal. Neue Kämpfe um den gesellschaftlichen Reichtum im regionalen, nationalen und internationalen Rahmen werden immer stärker geführt werden. Im 200. Geburtstagjahr von Marx wie darüber hinaus.
Freilich, die ganze Werttheorie kann ich hier nicht referieren. Aber die ist meines Erachtens aktuell wie die Tagesnachrichten, nur genauer.