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Sachbuchautor über Romane in Berlin. Letzte Veröffentlichung: "Mein Leben als Tennisroman" (Blumenbar). Kolumne "Bad Reading" im Freitag (das meinungsmedium).
In Richard Fords leider etwas länglichem Roman Die Lage des Landes – dritter Teil der Bascombe-Saga, in dem unter anderen ein vom Dalai Lama inspirierter tibetanischer Immobilienmakler (um den Spruch "Buddhism-Shmuddism" loszuwerden) und eine Action-Schießerei mit russischen Expats vorkommen müssen – gibt es eine großartige Szene mit frappierendem Gegenwartsbezug. Im Roman ist es das Jahr 2000, Gore verliert gerade gegen Bush Jr. (auch damals warfen die Reps den Dems schon Stimmendiebstahl vor) und Fords Held Frank Bascombe gerät in einer fiesen Republikaner-Kneipe in eine Schlägerei, weil er sich als Demokrat outet: Ob er auch einer dieser Scheiß-Liberalen wäre, die alles verstehen und "jede Meinung respektieren"?
An diese Szene musste ich in den letzten Tagen oft denken, als in vielen politischen Kommentaren der Eindruck entstehen konnte, der Erfolg des Trumpismus wäre auf linksliberales Eigenversagen zurückzuführen. Sinngemäß versäumt: mit Rechten "reden", mehr auf diese Leute "zugehen", sie "ernstnehmen" und "abholen". Dabei verbirgt sich gerade in dieser hybriden Mischung aus Bevormundung und Besserwisserei genau das, was Trump-Wähler an Demokraten und dem "System" (Washington) am meisten hassen, dem sie nichts als den Untergang wünschen.
Dass es sich bei den USA längst um zwei Amerikas handelt (ja, ich weiß: Es gibt noch viel mehr Amerikas!), ist eine Binse, die George Packer in dem unten verlinkten Atlantic-Artikel trotzdem noch mal gut auf den Punkt bringt (Packer, der in seinem US-Untergangsklassiker The Unwinding / Die Abwicklung übrigens Joe Biden ein sehr kritisches Kapitel gewidmet hat).
Es ist ein Clash der Weltbilder, der sich konsequent auf zwei simpelste Nenner runterbrechen lässt: der Mensch ist "gut" und tendenziell immer noch eher Teil der Lösung als des Problems, Fridays for Future für alle, helft den Schwachen (die Demokraten). Oder eben: der Mensch ist "schlecht", Homo homini lupus – bewaffnet euch, get rich or die tryin', den Rest regelt die Börse (die Republikaner).
Entlang ähnlicher Konfliktlinien verläuft in Richard Fords neuen Erzählungen Irische Passagiere (Hanser Berlin, Deutsch von Frank Heibert) vor allem die Story Jimmy Green, 1992. In ihr kriegt der titelgebende Held (natürlich Demokrat, wie alle Alter-Egos Fords) schon bei der ersten Clinton-Wahl, die er mit seinem französischen Love-Interest in einer Pariser American Bar verfolgt, von einem republikanischen Ex-Pat aufs Maul.
Sorry for your trouble heißt der Band im Original (hier bereits besprochen) und handelt ansonsten eher von den beiden großen "letztlich unlösbaren Problemen der Literatur: Tod und Langeweile in der Ehe" (Jonathan Franzen). Vor allem die Ehe entpuppt sich bei Ford, der jedes Buch seiner Frau Kristina widmet, dabei als American Battlefield, mit erstaunlichen Analogien zur Politik:
Die Idee Europa mit ihren vielen National-Identitäten tut Amerikanern nicht gut. Immer wieder reden und räsonieren hier Protagonistinnen über Herkunft (seufzend: "the Irish") und wirken dabei so hilflos wie Hobby-Ahnenforscher, die große Obsession amerikanischer Best-Ager. (Ford selbst gab kürzlich auf dem ilb per Zoom-Zuschalte zu verstehen, dass das Ganze für ihn eher ein Joke sei: "Irische Passagiere" wären somit "Falsche Passagiere" und Übersetzer Frank Heibert ausnahmsweise mal zu loben, der gerade auch sehr lesenswert über seinen Kampf mit De Lillo Auskunft gab: "wie übersetze ich umbrella'd ambuscade?")
Und die Bruchlinie zwischen Männern und Frauen erinnert bei Ford verdammt an die zwischen Demokraten und Republikanern – beide Seiten gleichermaßen lost und unsympathisch: Männer sind eher reich, philosophieren verträumt über das Leben und wollen, nostalgisch mit dem Älterwerden beschäftigt, lieber doch irgendwie zusammenbleiben. Frauen eher hard-ass und upcoming (man stellt sich unweigerlich diese lauten amerikanischen Frauenstimmen vor), scheuen keinen Konflikt und sind im Zweifel lieber auf Vorteile und Trennungen aus.
Dass das alles aber nicht super traurig im Klischee verreckt, ist keine kleine Leistung unseres Lieblingsautors (der angeblich gerade am fünften Teil der Bascombe-Saga sitzt). Seine Stories sind das große Plädoyer, den Kampf nicht aufzugeben, ihn vielmehr tapfer und offen auszutragen.
Denn was aufs Maul kann Mann eben auch von Frau bekommen, wie es Frank Bascombe bereits im Sportreporter passiert, als ihm die Krankenschwester Vicky Arcenault im tiefsten Supermarkt-Parkplatz-Amerika eine reinhaut.
Quelle: George Packer Bild: privat EN www.theatlantic.com
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