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Feminismen

Sylvia Plath und die kollektiv verdrängte Geschichte ihres Missbrauchs

Daniel Schreiber
Autor und Journalist
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Daniel SchreiberMittwoch, 26.07.2017

Sylvia Plath, Autorin von "Ariel" und "Die Glasglocke", ist so sehr Teil unseres kollektiven Gedächtnisses geworden, dass sie in den "Gilmore Girls" zitiert wird. Wohl kaum eine andere Schriftstellerin hat einen mythischeren Ruf als literarisches Genie - als verrücktes literarisches Genie, als verrückte junge Frau, die von anderen verrückten jungen Frauen gelesen wird. Nach ihrem Selbstmord wurden ihre Tagebücher von ihrem Mann, dem Lyriker Ted Hughes, redigiert und zensiert. Die Tagebücher ihrer letzten beiden Lebensjahre wurden von Hughes zerstört. Im April dieses Jahres zeigte sich an Briefen von Plath an ihre einstige Therapeutin Ruth Barnhouse unmissverständlich, dass Plath von Hughes jahrelang emotional und körperlich missbraucht wurde. Körperliche Gewalt schien an der Tagesordnung zu sein und führte in einem Fall zur Fehlgeburt ihres zweiten Kindes. Ihrem Selbstmord gingen Todesdrohungen durch ihren Ehemann voraus. Für die Literaturwissenschaftlerin Emily van Dune waren diese "Entdeckungen" keine Überraschung. In einem neuen, klugen und angemessen wütenden Text weist sie nach, dass die Geschichte körperlicher Gewalt in der Ehe von Plath und Hughes schon immer offensichtlich war und dass wir sie unter Rekurs auf Plaths psychischen Probleme nur kollektiv verdrängt haben. Ein kollektives, von Hughes instigiertes gaslighting. Plath hatte immer schon von dieser Gewalt geschrieben. Während wir Hughes mit literarischen Preisen überhäuften, haben wir ihr nur nicht geglaubt, weil sie für die Rolle des psychisch instabilen Mädchens, des steten Opfers und der literarischen Kassandra vorgesehen war.       

Sylvia Plath und die kollektiv verdrängte Geschichte ihres Missbrauchs

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Kommentare 1
  1. Barbara Streidl
    Barbara Streidl · vor mehr als 7 Jahre

    Für mich kommt das faktisch überraschend, in der Tat aber literarisch verankert nicht. Danke für den Piq, lieber Daniel!

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