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Technologie und Gesellschaft

#rp19: Weniger Autos wagen!

Felix Schwenzel
Internetadept

Ich schreibe seit 1995 gern ins Internet.

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Felix SchwenzelMontag, 20.05.2019

Auf der republica wurde dieses jahr (zu Recht) viel über Aktivismus geredet. Ein paar Stunden bevor Sascha Lobo seinen Vortrag mit Greta Thunbergs Aktivismus-wirkt-Zitat beendete, zeigte Mikael Colville-Andersen was Aktivismus erreichen kann. Er skizzierte nicht nur die Zukunft der Stadt, sondern zeigte sie auch, unter anderem am Beispiel Kopenhagens.

Ich fand es extrem inspirierend und augenöffnend, wie Anderson von den ziemlich erfolgreichen Bemühungen erzählte, um das Auto in Kopenhagen und anderen Städten zurückzudrängen und damit die Lebensqualität für alle zu heben. Er zeigte keine politischen Visionen, sondern seit Jahrzehnten erprobte Erfahrungen, best practices und Erfolge. Kopenhagen ist so fahrradfreundlich, dass sogar im Winter über 70 Prozent der Fahrradfahrer weiter mit dem Rad zur Arbeit fahren. Fast zwei Drittel der Politiker in Kopenhagen nutzen Fahrräder, um zur Arbeit zu kommen.

Anderson setze bei seinem Vortrag weniger auf Wut als Motor um Aktivismus zu säen, sondern tatsächlich auf Inspiration, beinahe Wehmut — und Daten. Er zeigte, dass Städte und Straßen wieder zu demokratischen Räumen werden können, statt Spielwiesen für Straßenbauingenieure und Verkehrslenker und dass man, um schnell von A nach B zu kommen, eben nicht unbedingt ein Auto braucht, sondern kluge Infrastruktur, die allen nützt und nicht nur ein paar Autofahrern.

Alles was Anderson zeigte war schlüssig, logisch und keine Spur radikal. Nach dem Vortrag war ich überzeugt, dass die Zukunft der Städte nicht im Hofieren des Autoverkehrs liegt und das Zurückdrängen des Autoverkehrs aus Städten auf eine Art alternativlos und zwangsläufig ist.

Eine gewisse Dosis Wut kam dann doch noch in mir auf, vor allem angesichts der Tatsache, dass sich in unseren Nachbarländern die Bürger schon seit Jahrzehnten die Städte und Strassen von den Autos zurückholen und wir uns hier aus unerfindlichen Gründen weiter scharenweise von Autos von den Fahrrädern fegen lassen und das offenbar als normal empfinden.

#rp19: Weniger Autos wagen!

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Kommentare 8
  1. Alcaraz Azamat
    Alcaraz Azamat · vor mehr als ein Jahr

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  2. Leopold Ploner
    Leopold Ploner · vor mehr als 5 Jahre

    Ein wichtiger Beitrag, eben weil er nicht von Visionen spricht, sondern einfach zeigt, wie es funktioniert.
    Leider sind wir in Deutschland von solchen pragmatischen Ansätzen oft noch weit entfernt. Als in einer Nachbargemeinde eine Straße für Autos gesperrt werden sollte, plakatierte etwa jedes zweite Geschäft: “Die Mühlstraße darf nicht sterben!” In dieser Logik “lebt” eine Straße nur dann, wenn genug Autos durchfahren.

  3. Ferdinand H
    Ferdinand H · vor mehr als 5 Jahre

    Dänemark hat natürlich nicht solch eine Autoindustrie und entsprechend eine ganz andere Lobbyarbeit. Aber traurig ist es schon, als Fahrradfahrer hat man immer das nachsehen und wird von der Politik eher wie eine Nische behandelt.

    1. Felix Schwenzel
      Felix Schwenzel · vor mehr als 5 Jahre

      das mit der lobbyarbeit der autoindustrie kommt natürlich auch in andersons vortrag vor und auch wenn dänemark keine ausgeprägte autoindustrie hat, ist es doch auch ein markt für die autoindustrie und genauso ein ziel ür lobbyarbeit.

      parallel zu sascha lobos späteren vortrag, nennt anderson übrigens auch ein entscheidendes beispiel erfolgreicher lobbyarbeit und wahrnehmungsänderung durch pro-auto kampagnen. während sascha lobo die kampagne der kunststoffindustrie beschrieb, mit der sie es erfolgreich schaffte die aufmerksamkeit von der herstellung von plastikmüll abzuwenden und aus plastikmüll ein individuelle verantwortung zu machen (umweltverschmutzung ist ein problem weil leute den müll achtlos wegschmeissen, nicht weil das zeug megatonnenweise hergestellt wird), schnitt anderson die „jaywalking“ kampagne (https://www.vox.com/20...) der autoindustrie an. damit schaffte man es erfolgreich unsere wahrnehmung, bis heute, ins absurde zu verdrehen: nicht die fahrer von platzfressenden, stinkenden und menschen tötenden maschinen sind an überfahrenen fussgängern schuld, sondern eben die unaufmerksamen fussgänger (radfahrer, kinder, eltern) selbst, die sich nicht ausreichend in acht nehmen.

      diese wahrnehmung, diesen designfehler unserer städte, dass menschen die die stadt nutzen sich vor den privilegierten autos in acht nehmen müssen, ihnen platz einräumen müssen, obwohl autos ihn arrogant und ineffizient nutzen, gilt es zuallererst zu ändern. wenn man parallel dazu eine starke infrastruktur für fahräder und ÖPNV schafft ist das nicht nur sozialverträglich, sondern das ganze von-A-nach-B-kommen-dings gerechter, fairer und günstiger für alle.

    2. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor mehr als 5 Jahre

      @Felix Schwenzel Und man darf nicht vergessen, dass die Vorreiterstädte Amsterdam und Kopenhagen vor 20 Jahren genauso Rad-unfreundlich waren wie Berlin und München. Der Umbau ist möglich, und zwar in sehr kurzer Zeit.

    3. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor mehr als 5 Jahre

      @Daniela Becker Sorry für die Eigenwerbung https://www.riffreport...

    4. Felix Schwenzel
      Felix Schwenzel · vor mehr als 5 Jahre

      @Daniela Becker super artikel!

    5. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor mehr als 5 Jahre

      @Felix Schwenzel Danke. PS: Ich kanalisiere meine Wut inzwischen https://www.riffreport...

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