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Katrin Rönicke, Jahrgang 1982, hat Erziehungswissenschaften und Sozialwissenschaften studiert und arbeitet als Podcastproduzentin, Buchautorin und Co-Chefin des Podcastlabels "hauseins". Sie lebt mit ihren beiden Kindern in Berlin.
Ihre Themen sind Internationale Politik, Emanzipation & Sex. Sie arbeitet unter anderem für den RBB und für Audible. 2015 erschien ihr Buch "Bitte freimachen - Eine Anleitung zur Emanzipation" bei Metrolit und im März 2017 "Sex. 100 Seiten" bei reclam.
Wenn man hört, dass es den sogenannten Orgasm Gap nur in heterosexuellen Beziehungen gibt, in lesbischen nicht, könnte man meinen, dass es wohl die Schuld der Männer sein muss. Wenn man hört, dass Frauen in lesbischen Beziehungen genauso oft kommen, wie Männer, aber eben nur in lesbischen und dass die Sache in Beziehungen mit Männern anders aussieht, sind vorschnelle Schlüsse vorprogrammiert, also Obacht!
Richtig ist: Je nach Studie geben bis zu 80 Prozent aller Frauen zu, dass sie auch schon einmal einen Orgasmus vorgetäuscht hätten. Das bringt zum Nachdenken:
1. In heterosexuellen Beziehungen scheint es immer noch das (unausgesprochene) Dogma zu geben, dass nur mit Orgasmus alles zur vollsten Zufriedenheit war - für Mann und Frau gleichermaßen.
2. Gleichzeitig klappt es hier mit dem Kommen für die Frau vergleichsweise schlecht. Ebenfalls je nach Studie kommen bis zu 95 Prozent der heterosexuellen Männer so gut wie immer beim Sex. Viele heterosexuelle Frauen hingegen gehen "leer" aus. Nur 65 Prozent haben üblicherweise einen Orgasmus.
Mit diesen Dingen kann man auf verschiedene Arten umgehen: Man kann versuchen, den Sex weniger orgasmenzentriert zu sehen. Und man kann versuchen, die Lücke zu schließen - denn offenbar kann das gelingen. Aber wie?
Die Edition F hat eine Studie rausgekramt, die diesen scheinbaren Widerspruch erklären kann. Die beiden wichtigsten Faktoren sind dabei a) Kommunikation und b) Oralverkehr.
"Frauen die mehr Orgasmen hatten, gaben an, dass sie ihre Wünsche und Vorlieben beim Sex äußern und ihren Partner loben, wenn dieser einem besondere Freude im Bett bereitet hatte."
und
"Sie hatten mehr Oralsex. Also, ihr wisst, was ihr heute im Bett zu tun habt: Benutzt euren Mund, ob ihr damit redet oder etwas anderes damit tut, sei euch überlassen."
Amen.
Quelle: Olga Felker editionf.com
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Mmh. Ob Reden und Oralsex wirklich die relevanten Faktoren sind? Könnte es nicht auch daran liegen, dass bei lesbischem Sex die Frauen eher abwechselnd dran sind und man sich besser darauf konzentrieren kann, was funktioniert - und beim heterosexuellen Sex eher beide Partner gleichzeitig, zumindest beim klassischen penetrativen Sex?
Es ist keine große Überraschung, dass Frauen, die sagen, was sie zum Orgasmus bringt, öfters einen Orgasmus haben. Kommunikation ist nunmal die Grundlage für guten Sex. Für beide Seiten. Ich finde die Orgasm Gap aber dahingehend erstaunlich, dass Frauen ja oftmals in der Lage sind, multiple Orgasmen zu haben. Auch wenn es für Frauen oft schwieriger ist, zum Orgasmus zu kommen als für Männer, sollte ein für die Frau höhepunktloser Heterobums doch statistisch gesehen eigentlich durch die Paarungen ausgeglichen werden, bei denen sie drei Mal kommt, er aber maximal einmal. Dass es dazu anscheinend viel zu selten "kommt", kann aber wohl auch wieder an dem orgasmenzentrierten Denken liegen. Wenn Sex ohne Orgasmus in den Köpfen vieler Menschen nicht gut gewesen sein kann, dann ist halt nach dem Orgasmus im Umkehrschluss "auch mal gut". Sex sollte so lange gehen, wie die Lust und Energie reicht. Und wenn die weibliche Lust über den ersten Orgasmus hinausgeht, dann sollte Mann sich vielleicht auch mal danach richten. Im Übrigen gehöre ich zu den 5% der Männer, bei denen das Kommen nur selten klappt. Die Erwartungshaltung orgasmenzentrierten Denkens setzt mich meist zu sehr unter Druck.