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Studium der Philosophie, Politikwissenschaft und Geschichte in Freiburg und Paris, Promotion in Frankfurt am Main. Er lehrt Politische Theorie und Ideengeschichte an der Universität Siegen und lebt als freier Autor und Dozent in München. Radiobeiträge für Bayerischer Rundfunk, Deutschlandfunk und Südwestrundfunk, Artikel unter anderem für Blätter für deutsche und internationale Politik, Der Freitag, Jungle World, Telepolis.
Jüngste Buchveröffentlichungen: Richtig falsch. Es gibt ein richtiges Leben im falschen (2019); Kulturarbeit. Progressive Desillusionierung und professionelle Amateure (2022)
Der Beitrag aus dem Onlinemagazin Sidecar der englischen Zeitschrift New Left Review ist eine sehr kompakte und erhellende Zusammenfassung der letzten 30 Jahre politökonomischer Entwicklung Russlands. Die postsowjetische Ära wird in drei Entwicklungsphasen unterteilt: 1991 bis 1998, 1999 bis 2008, und 2009 bis 2022.
Es wird sehr präzise erklärt, wie der Aufstieg Putins zustande kam. Er basiert auf den traumatischen Erfahrungen mit der ersten Phase des Übergangs: In den 90er-Jahren war der Umbau des russischen Wirtschafts- und Eigentumssystems mit einer brutalen Privatisierung unter dem Einfluss US-amerikanischer Berater und Banker verbunden. Die mit diesem Modell verbundenen damaligen Eliten wurden von Putin als 'liberal' und 'westlich' gebranded und zum Feind erklärt.
Their shock therapy reforms caused industrial involution and soaring poverty rates, inflicting a national humiliation and imprinting a deep suspicion of the West on Russia’s cultural psyche. Given this traumatic experience, the most popular motto in Russia remains ‘the nineties: never again’.
Die Erfolgsgeschichte der frühen Regentschaft Putins hatte viel mit der wirtschaftlichen Erholung ab 1999 zu tun, die spätestens 2008 mit dem Finanzcrash zusammenbrach. Die darauf folgende dritte Phase war von vielfältigen Krisen und Erschütterungen geprägt. Dazu gehört vor allem eine auf die ökonomische Stagnation folgende beispiellose Kapitalflucht:
Russia’s developmental failure could also be seen in its high levels of financialization. As early as 2006, its capital account was fully liberalized. That measure, along with entry to the WTO in 2012, indicated a double allegiance: first, to the process of US-led globalization, whose keystone was the free circulation of capital; second, to the domestic economic elite, whose lavish lifestyle and frequent clashes with the regime required them to stash their fortunes and businesses abroad. Putin encouraged this outflow of domestic capital, even as he simultaneously adopted macroeconomic policies designed to bring foreign investment into Russia.
Die andere Seite dieses Prozesses war:
Hence, in the decade preceding the invasion of Ukraine, the Russian economy was characterized by chronic stagnation, an extremely unequal distribution of wealth, and relative economic decline compared to China and the capitalist core.
Die politischen Folgen waren unausweichlich:
In 2018, mass demonstrations against neoliberal pension reforms forced the government into a partial climbdown. They also revealed the increasing fragility of Putin’s regime, which is unable to deliver on its promises of economic modernization and adequate welfare policies. For as long as this trend continues to undermine his legitimacy, the president’s reliance on nationalist revanchism – and its military expressions – will become all the more intense.
Die Aussichten sind daher eher düster für Russland, mit einer absehbaren Dialektik von ökonomischem Abstieg und wachsender politischer Repression:
Facing economic hardship and political isolation after its adventure in Ukraine, the prospects for Russia are bleak. Unless it can secure a rapid victory, the government will falter as ordinary Russians feel the economic costs of war. It will likely respond by ramping up repression.
Quelle: Cédric Durand EN newleftreview.org
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