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Nach einem BA Islamwissenschaft & Geographie arbeitete ich eine Weile in einer Ingenieursfirma im Westerwald. Darauf folgte ein MSc Integrated Water Resource Management. Nach einer kurzen Arbeitszeit in der Entwicklungszusammenarbeit drehte sich alles. Der zunehmende Rechtspopulismus in Deutschland und Europa führte uns, eine Gruppe junger Menschen, dazu 2016 "Kleiner 5" zu gründen. Dort arbeiten wir mit dem Konzept der radikalen Höflichkeit gegen Rechtspopulismus an. Heute leite ich den Programmbereich "Zukunft der Demokratie" in dem Berliner Think-Tank Das Progressive Zentrum.
Die Berichterstattung über den Entschluss der Essener Tafel, vorerst nur Menschen mit deutschem Pass als Neukunden aufzunehmen, war beispiellos schlecht.
Entweder titelten gängige Medien mit "Tafel verweigert Flüchtlingen Unterstützung" (Focus), "Tafel nimmt keine Migranten mehr auf" (Welt) und "Tafel nur für Deutsche" (der Westen) und verzerrten somit schlichtweg. Oder aber die Artikel erwähnten lediglich heftige Kritik an der offensichtlich schlecht bekannten Entscheidung: "Merkel gegen Ausschluss von Ausländern" (SPIEGEL).
Dieser taz Artikel stellt Lösungsvorschläge anderer Tafeln vor, die die Problematik von Angebot und Nachfrage kennen. Ein farbliches Kartensystem für KundInnen z.B.: Jede Woche rotiert, in welcher Reihenfolge die Farben bedient werden. Kein first-come-first-serve. Oder Kontingente für Gebrechliche, alleinerziehende Frauen und Menschen über 65. Kundenbesuche sollten zusätzlich registriert werden. Wenn eine Person länger nicht erscheint, verfällt seine Karte und Menschen von der Warteliste können aufrücken.
Des Weiteren erwähnt der Artikel den für mich springenden Punkt:
Durch das Agieren in Essen wird der Druck deutlich, unter dem die örtlichen „Tafeln“ stehen. Das kann nur gut sein.
Die durchaus zweifelhafte Entscheidung der Tafel stand nämlich bereits seit Dezember auf dessen Internetseite. Sorgen über zu viel Andrang für zu wenig Essen wurde weit im Voraus geäußert. Die tatsächlichen Lösungen liegen im System. Die Zunahme von Personen in unserer Gesellschaft, die ohne Essensausgabestellen Hunger leiden würden, ist fatal. Ob dies Hartz IV-EmpfängerInnen sind, Kriegsgeflohene, RentnerInnen oder Obdachlose - niemand sollte Hunger leiden und auf Spenden angewiesen sein.
Die Nationalität aller bisherigen Kunden spielt keine Rolle, sondern die Bedürftigkeit. Die jetzige Entscheidung spielt Menschen auf Grund des Passes gegeneinander aus. Sozialleistungen, Renten und die Versorgung der Ärmsten. Das ist die langfristige Aufgabe - aber nicht der Tafel.
Quelle: Barbara DribbuschRedakteurin für Soziales undGesellschaft im Inlandsressort Bild: dpa taz.de
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