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Piqd vor allem beim Deutschlandfunk die Rosinen heraus, wann immer es bei dem Sender um Europa geht. Als Korrespondent mit Sitz in Polen geht der Blick vor allem nach Osten.
Geboren 1968 in Braunschweig. Studium der slawischen Sprachen und der Geschichte Osteuropas in Kiel, Sankt Petersburg und im sibirischen Irkutsk. Langjährige Tätigkeit als außenpolitischer Redakteur bei norddeutschen Tageszeitungen. Seit 2010 freier Osteuropa-Korrespondent für Print- und Online-Medien in Warschau und Berlin.
Die Vergiftung von Alexei Nawalny, seine spektakuläre Rückkehr nach Russland samt Verhaftung und Willkür-Urteil, schließlich zwei landesweite Protestwochenenden zwischen Kaliningrad und Wladiwostok: Das System Putin schien zuletzt in eine ernsthafte Krise zu geraten. Der Eindruck verstärkte sich durch die Freiheitsrevolte im benachbarten Belarus, die Diktator Alexander Lukaschenko nur durch einen exzessiven Einsatz von Gewalt unterdrücken konnte. Vorerst, so lautet die Rechnung der Opposition. Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch ist überzeugt, dass das Ende der postsowjetischen Epoche begonnen habe. Die Putins und Lukaschenkos dieser Welt: Stehen sie vor dem Aus?
Die demoskopischen Zahlen, die der Soziologe Denis Wolkow vom unabhängigen Lewada-Institut kürzlich bei Forbes Russia präsentierte, deuten eher auf Stabilität hin. Dekoder hat den faktenreichen Text in gekürzter Fassung auf Deutsch zugänglich gemacht. Es ist eine ernüchternde, aber umso wichtigere Lektüre. Es beginnt mit den Reaktionen auf Nawalnys Enthüllungsfilm über "Putins Palast":
Insgesamt überwiegen in der Gesellschaft [...] Distanziertheit, der Unwille, sich mit den Details der Untersuchung zu beschäftigen, sowie die Bereitschaft, Putin zu rechtfertigen. Die Menschen sagen Dinge wie: „Und was ist daran neu?“, „Putins Palast – ja, und?“, „Der Präsident muss schließlich gut leben!“, „Nach 20 Jahren kann er sich das doch ruhig gönnen“ und sogar „Das ist doch bescheiden – sehen Sie sich mal die Gemächer von ganz normalen Staatsbeamten an!“
Die Hoffnungen all jener, die auf einen freiheitlichen Wandel in Russland hoffen, werden durch die Fakten enttäuscht:
Kommen wir zu den Protesten. Die werden überwiegend negativ bewertet. Damit unterscheiden sich die jüngsten Ereignisse deutlich von den Protesten in Chabarowsk und sogar von denen in Moskau 2019. [...] Der größte Vorwurf gegen die Organisatoren scheint darin zu bestehen, dass sie Jugendliche, Schüler und Kinder auf die Straße gelockt hätten. Charakteristisch ist folgendes Bild, das einer unserer Befragten äußerte: „Das ist ein Kreuzzug der Kinder“, die am Ende alle „in die Sklaverei verkauft“ würden. Dabei spielt es keine Rolle, dass dieser Eindruck den Fakten nicht standhält: Untersuchungen zeigen, dass die Hauptmasse der Demonstranten Menschen zwischen 25 und 35 Jahren waren – keineswegs Kinder.
In die Sklaverei verkauft? Das erinnert schon stark an Verschwörungserzählungen andernorts. Realistisch dagegen ist leider das Fazit von Denis Wolkow:
Das Problem mit den Januar-Protesten ist also gar nicht, ob sie nach der Pause, die Nawalnys Stab ausgerufen hat, weitergehen. Es ist gut möglich, dass sie in irgendeiner Form weitergehen. Das Problem ist, dass die aktuellen Proteste beim Großteil der russischen Gesellschaft keinen Rückhalt finden.
Quelle: Denis Wolkow / Jennie Seitz Bild: Schtab Nawalnogo,... www.dekoder.org
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