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Europa

Russland und Europa: Fröhliches Möblerücken vor dem Untergang

Ulrich Krökel
Osteuropa-Korrespondent / Piqer für DLF-Europaformate
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Ulrich KrökelSonntag, 27.08.2017

Interviews mit Wladimir Sorokin sind für mich immer ein Ereignis. Der Schriftsteller ist mit seinen 62 Jahren längst zum Inbegriff der postsowjetischen russischen Literatur geworden, aber auch zu einem der wichtigsten Zeichendeuter seiner Zeit und des (ost)europäischen Raumes. Deshalb empfehle ich diesen Text, der in der Übersetzung bei dekoder.org erschienen ist, ohne Wenn und Aber, höchstens mit einem Obwohl: obwohl sich das Interview anfangs sehr stark um literarische Fragen dreht, für die es ja einen eigenen piqd-Kanal gibt.

An zentralen Stellen kommt Sorokin dann aber doch auf die zentralen Fragen zu sprechen, die Russland (und Europa) seit Jahren umtreiben, etwa in diesem wunderbaren Sprachbild:

Mir kommt es vor, als führen wir mit einem riesigen Schiff, dessen Deck ins Wanken kommt und in Schieflage gerät. Und damit meine ich nicht nur das Schiff "Russland". Auf der "Europa" fangen die Möbel genauso an zu rutschen, auch wenn die Leute hübsch an Deck flanieren, tanzen und an der Bar sitzen.

Die Titanic lässt grüßen. An anderer Stelle spricht Sorokin mir (wie so oft) aus der Seele:

Ja, ich würde sagen, dass ich vom postsowjetischen Menschen stärker enttäuscht bin als vom sowjetischen. Weil im sowjetischen Menschen eine gewisse Hoffnung lag – dass er früher oder später Sowjetisches, Allzusowjetisches in sich überwinden kann, dass das zusammen mit der Struktur verschwindet

Also: Unbedingt lesen und genießen.

Russland und Europa: Fröhliches Möblerücken vor dem Untergang

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Kommentare 1
  1. Simone Brunner
    Simone Brunner · vor mehr als 7 Jahre

    "Die sowjetische Vergangenheit wurde nicht begraben, und so ist sie in mutierter und gleichzeitig halbverwester Form wieder auferstanden. Und wir müssen jetzt mit diesem Monster leben." - ein Sorokin-Klassiker! Danke für den Lesetipp!

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