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Volk und Wirtschaft

Perfekte Golfer, aber mit der U-Bahn überfordert – Elite-Kinder in der Optimierungsfalle

Christian Huberts
mächtiger™ Kulturwissenschaftler und Kulturjournalist
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Christian HubertsDonnerstag, 20.07.2017

Kinder aus prekären Familien landen häufig an Schulen, die sie eigentlich unterfordern. Etwa weil sie, trotz vergleichbarer Leistung, schlechtere Schulempfehlungen bekommen als Kinder aus der Mittel- und Oberschicht. Für eine aufstrebende Elite der Gesellschaft stellt sich die Frage nach dem Schulniveau ihrer Kinder jedoch erst gar nicht: Nur die besten und exklusivsten Schulen, Internate und Universitäten dürfen es sein. Der Nachwuchs wird zwangsoptimiert, unabhängig von den tatsächlichen Fähigkeiten und Talenten. Doch die Ergebnisse sind eher suboptimal und die Kinder im Anschluss von der Realität überfordert. Für das manager magazin beschreibt Philipp Alvares de Souza Soares eine Bildungs-Parallelwelt, die ebenso absurd wie tragisch ist.

Der lesenswerte Longread zeichnet das Bild einer verängstigten, neuen Elite, die auch bei ihrem Nachwuchs kein Risiko eingehen möchte, ihm damit aber wichtiger Lebenserfahrungen beraubt. Im vermeintlichen Konkurrenzkampf um finanziellen und sozialen Status, ist das Golf-Handicap wichtiger als Fahrradfahren. Die Kinder werden mit dem Helikopter zum Internats-Landeplatz chauffiert, aber öffentliche Verkehrsmittel kennen sie nur aus Bildern. An allen Ecken mangelt es an Vielfalt und Kontakt zu fremden Lebenswelten. Für viele ist das der Start in die eigene elitäre Karriere, doch für ebenso viele andere die Stagnation in entrückter Mittelmäßigkeit. Beschäftigt werden die überforderten Sprösslinge dann mit »Spielgeld« in Millionenhöhe, Hauptsache sie haben etwas zu tun.

Und die besondere Ironie: Die älteren Eliten müssen längst nicht mehr durch exklusive Bildung um ihren Status kämpfen. Sie sind wieder Freunde des öffentlichen Schulsystems geworden:

"Abitur? Great, we love it!", sagt Catherine Baldwin, an der [London School of Economics] zuständig für die Auswahl der Studenten. Sie ist ein unverhoffter Fan des deutschen Gymnasiums. Dort würden Schüler besonders gut lernen, sich zu organisieren und selbstständig Entscheidungen zu treffen.
Perfekte Golfer, aber mit der U-Bahn überfordert – Elite-Kinder in der Optimierungsfalle

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Kommentare 6
  1. Marcus von Jordan
    Marcus von Jordan · vor mehr als 7 Jahre

    Dein piq ist eine Klasse besser als der Text! :D Fand das jetzt echt langatmig und ziemlich bar von irgendwelchen gedanklichen Transfers. Irgendwie viel Report und wenig Auswertung...man könnte ja z.B. fragen, warum Kids, die mit dem Hubschrauber zur Schule "gehen", eine U-Bahn verstehen sollen. Und auch der offensichtlich tragische Aspekt solcher Laufbahnen, nämlich die totale Terminierung, das Fehlen von Freiheit fehlt mir (bis auf den letzten Satz).

    1. Christian Huberts
      Christian Huberts · vor mehr als 7 Jahre

      Ja, das stimmt, hinterfragt oder genauer analysiert wird hier wenig bis nichts. Auch die holprige Unterscheidung zu den »wirklich Reichen« am Ende ist nicht wirklich klar nachzuvollziehen. Es geht – so scheint mir – mehr um Distinktion gegenüber jenen, die »falsch wohlhabend« sind, aber nicht um eine grundsätzliche, kritische Auseinandersetzung mit den oft erzwungenen Karrieren in der Oberschicht. Dass ein Hauptschulabschluss und die anschließende Schreinerlehre überhaupt ein legitimer Bildungsweg sowie eine gültige Alternative zum staatlichen oder privaten Gymnasium sein sollten, kommt in dem Text nicht einmal ansatzweise zur Sprache.

      Und dennoch: Das Ausmaß dieser Parallelwelt, die vielen absurden Anekdoten, die Rhetorik (»Die Brainware dazu hat sie.«) haben mich ziemlich gefesselt.

    2. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor mehr als 7 Jahre

      @Christian Huberts Absolut...das mit der brainware wird heute beim Abendessen gleich platziert :) - ich meine ja nachvollziehen zu können, dass in den Vorstandsetagen eher selten "Kinder-von" sitzen. Ein "ganzheitlicher Berater" hier aus München hat mir mal gesagt, dass aus seiner Sicht wenig Dinge so schwer sind, wie das Erziehen von Kindern zu erfüllten, glücklichen Erwachsenen, wenn zu viel Kohle da ist. Hat mir eingeleuchtet.

    3. Marion Bruchhäuser
      Marion Bruchhäuser · vor mehr als 7 Jahre

      @Marcus von Jordan Dafür gibt es doch jetzt den Uni-Kurs "A Life of Happiness and Fulfillment" https://www.coursera.o... ;-)

    4. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor mehr als 7 Jahre

      @Marion Bruchhäuser auch krass! machst du mit? indisch glücklich werden sozusagen...

  2. Marcus Ertle
    Marcus Ertle · vor mehr als 7 Jahre

    Toll!

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