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Zeit und Geschichte

Falscheinschätzung gegenüber Putin begann mit Anschlag Moskau 1999

Gui Mertes
Wissensergonom (Designberuf)
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Gui MertesFreitag, 11.03.2022

Die Doku rekapituliert den kometenhaften Aufstieg Putins aus dem Nichts ab seiner Ernennung zum Nachfolger Boris Jelzins am 9. August 1999. So weit ist das Meiste weitgehend bekannt. Hier möchte ich jedoch in erster Linie den Filmabschnitt (ab Min 10:30 bis 13:49) empfehlen, in dem der US-Amerikanische Historiker und Journalist David Satter schildert, was die westlichen Eliten offenbar zwei Jahrzehnte lang - aus welchen Gründen auch immer - geflissentlich ignoriert haben:

Sowohl Boris Jelzin auch als Wladimir Putin erreichten laut damaliger Meinungsumfragen Zustimmungswerte von jeweils nur 2%, so dass Putins Chance Jelzin zu beerben gegen Null tendierte. Genau zu dieser Zeit wurden in Moskau vier Wohnblöcke durch Bombenattentate zerstört (mit über 300 Toten). Im Zuge der offiziellen Ermittlungen, bei denen tschetschenische Terroristen zu Schuldigen erklärt wurden, ergreift Putin die Gelegenheit, seiner Popularität den entscheidenden Schub zu geben. Der damals völlig unbedeutende FSB-Chef inszenierte sich als unerbittlicher Rächer unschuldiger russischer Bürger und schoss daraufhin aus dem Nichts zum Spitzenkandidat für das Präsidentenamt auf.

Alle prominenten politischen Beobachter, die mit investigativen Recherchen Zweifel an den Geschehnissen aufzuklären versuchten, wurden in den darauf folgenden Jahren vom russischen Staat ermordet, so der übergelaufene FSB-Agent Alexander Litwinenko und die Journalistin Anna Politkovskaya. David Satter sagt in der Doku, es gebe viele Beweise, dass der russische Geheimdienst hinter den vier Explosionen steckte, u.a. dass bei einer fünften Bombe, die noch entschärft werden konnte, als Tatverdächtige FSB-Mitarbeiter vor Ort festgenommen wurden.

Der historischen Wahrheit über diesen Vorfall wird nicht weiter nachgegangen, obwohl dieser Verdacht für sich genommen eine separate Doku wert wäre. Der aktuell durch den russischen Präsidenten befohlene völkerrechtswidrige Krieg und der Zivilisationsbruch durch Bombenangriffe auf wehrlose Zivilisten, lassen aber keinen Zweifel mehr, an der inhumanen Grundverfasstheit der russischen Führungselite aufkommen. Doch die Zahl der Verbrechen und Kriege, die seit Putins Anfangsjahren im Zuge wachstumsförderliche Öl- und Gasgeschäfte mit westlichen Staaten einvernehmlich stattfinden konnten, macht fassungslos.

Falscheinschätzung gegenüber Putin  begann mit Anschlag Moskau 1999

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