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Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
Es geht um einen Männertyp, der die Nazidiktatur möglich machte. Dass dieses Anliegen legitim war und ist, bleibt das Normale.
Ansonsten ist bei diesem Werk alles Ausnahme.
Dass eine Dissertation immer wieder aufgelegt wird, kommt vor, etwa bei Kritik und Krise von Reinhart Koselleck. Aber dieser startete damit eine steile akademische Karriere. So nicht der linke Klaus Theweleit in der Zeit der Berufsverbote. Erst ab 1998, zwanzig Jahre danach, lehrte er ein knappes Jahrzehnt als Professor in Karlsruhe.
Die neu aufgelegten Männerphantasien, so der Titel der Buchausgabe der Dissertation Freikorpsliteratur: Vom deutschen Nachkrieg 1918-1923, sind fast 1300 Seiten lang und erreichten bislang eine Auflage von mehreren Hunderttausenden und sind vielfach übersetzt.
Selten kommt es vor, dass ein Mann vom Rang des SPIEGEL-Gründers Rudolf Augstein einen Artikel über eine Dissertation verfasst und diese als die
vielleicht aufregendste deutschsprachige Publikation dieses Jahres
bezeichnet.
Ein vermischendes, ein entgrenztes, ein verschwenderisch überfließendes Diagnostizieren der männerrechtlichen Eroberungskultur, eine Mehr-als-Doktorarbeit.
Mittlerweile ist das Werk kanonisch wie der Beitrag der zeithistorischen Forschungen von 2006 zeigt, der auch Kritisches auflistet:
Nur: Ein besserer Ersatz ist immer noch nicht zu erkennen.
Nun gibt Klaus Theweleit zahlreiche Interviews, so im Deutschlandfunk oder hier in der NZZ.
Bestimmte Formen von männlicher Gewalt sind ja nicht verschwunden, die sind in unserer Gesellschaft zwar gemildert gegenüber den Situationen 1919/1920, die ich beschreibe, ..., aber weltweit hat Gewalt an vielen Stellen eher zugenommen, auch gerade eine bestimmte Sorte männlicher Gewalt.
Stärke wie Schwäche von Klaus Theweleit zeigt sich im Überzeitlichen, das aber viel erhellt:
Religionen sind manngemacht, Gottes Wort ist auch immer das Wort des Mannes. Damit ist der Übergriff von Anfang an gegeben.
Der fast 78jährige Autor diskutiert am 3. Dezember in der Volksbühne.
Quelle: Klaus Theweleit u. a. Bild: picture-alliance/... deutschlandfunkkultur.de
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