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Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
Der Dnipro ist der blaue Schicksalsstrang der Ukraine. Er entspringt in Russland und fliesst als drittgrösster Strom Europas durch die fruchtbaren Ebenen des Grenzlands zwischen Ost und West, von Kiew durch die Steppenlandschaft des «Wilden Feldes» und schliesslich ins Schwarze Meer. An seinen Ufern war der Frieden stets brüchig: nicht erst seit Russlands Invasion im Februar 2022, sondern seit tausend Jahren.
Für die Ukraine ist der Dnipro seither Waffe, Heiligtum, Energiequelle, Erinnerungsort und Front.
So beginnt diese multimediale Reportage aus Text, Fotos und Videos entlang dieses Stroms. Auf der Perlenschnur von Begegnungen und einer Parallelerzählung mit historischen Miniaturen werden Geschichten und die Geschichte dargestellt. Zeitlich geht es vom Mittelalter über die Spaltungen und Prägungen der Ukraine durch Polen-Litauen oder des zarischen Russlands bis zu den frischen Gräbern der Gefallenen, die Angehörige besuchen. Es tritt auf eine Vielzahl von Personen: von einem Fischerpaar bis zu angelnden Rentner, von einem Mönch bis zu einer trauernden Familie.
Der zweite Weltkrieg, der hier entsetzlich wütete, und die neuen Kämpfe mit Toten und Vertriebenen verbinden am Ende beide Erzählstränge: den der Begegnungen und den der Historie.
Die letzten Worte der Reportage gehören Serhi, einem Enkel der nun vorletzten Kriegsgeneration, der von seiner Familie berichtet:
Wir sind geblieben. Meine Grossmutter hat die Leningrader Blockade überlebt, wir die Blockade von Cherson. Nun ist die halbe Stadt in der halben Welt verteilt. Aber ich habe für unseren Wohnblock alle Schlüssel aufbewahrt. Wenn die Nachbarn zurückkommen, halte ich sie bereit.
In gewisser Weise setzt diese multimediale Reportage ein Dossier der Bundeszentrale für politische Bildung fort, in dem große europäische Flüsse vorgestellt werden – allerdings fehlt der Dnipro.
Möglicherweise, weil er vor allem der ukrainische Fluss ist. Er ist auch ein Gegenstück zum Dossier, weil er vor allem heute der nationale Strom ist.
Europas Grenzen sind bis heute die Grenzen seiner Nationalstaaten. Nicht selten verlaufen diese Grenzen wie an Rhein, Oder, Donau und Memel entlang der großen europäischen Flüsse. Die Elbe bildete einst sogar die innerdeutsche Grenze. Bis heute hält sich deshalb das Bild von Flüssen als "natürlichen" Grenzen. Diese nationale Zuschreibung ist eine Hinterlassenschaft des 19. und 20. Jahrhunderts.
Das Onlinedossier Geschichte im Fluss der Bundeszentrale für politische Bildung wirft einen anderen Blick auf die europäischen Ströme. Immer haben Rhein, Oder, Memel, Elbe, Donau und Weichsel in ihrer Geschichte auch gemeinsame Räume hervorgebracht, haben Kulturlandschaften zu beiden Seiten ihrer Ufer zusammengehalten. Flüsse bilden nicht nur Grenzen, sie überwinden sie auch. Das aber erfordert einen mehr als nur nationalen Blick auf ihre Geschichte und Gegenwart. Gerade die großen Ströme Europas brauchen verschiedene Perspektiven. Als grenzüberschreitende Erinnerungsorte können sie die besten Botschafter Europas sein und ein Gegengift zur Renationalisierung der Erinnerung in Europa.
Quelle: Ivo Mijnssen und Dominic Nahr (Fluss Dnipro), Adina Renner und Alex Kräuchi u. a. www.nzz.ch
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Zum Poem „Das Vermächtnis“ von Taras Schewtschenko, aus dem hier zitiert wird, veröffentlichte Urs Heftrich in der Frankfurter Anthologie einen Essay, den ich in diesem piq empfahl: https://www.piqd.de/li...
Die deutsche Nachdichtung dieses und einiger anderer Gedichte Schewtschenkos stammt von Iwan Franko. Wie Schewtschenko spielt auch Franko eine gewichtige Rolle bei der Herausbildung eines ukrainischen Nationalbewusstseins: https://de.wikipedia.o...
Anne Applebaum würdigte am Tag des russischen Überfalls Taras Schewtschenkos Werk in einem Essay, siehe https://www.piqd.de/li...
Meine Gedanken sind bei den vielen Opfern des jüngsten Anschlags auf Dnipro – die Stadt, der der Fluss ihren Namen gibt.