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Zeit und Geschichte

Spurensuche im Ohridsee – wie Archäologen unter Wasser nach den Wurzeln der Landwirtschaft forschen

Hauke Friederichs
Journalist und Autor
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Hauke FriederichsSonntag, 20.10.2019

Besonders Wacholder und Konifere machen den Tauchern große Arbeit. Das knorrige Holz dieser beiden Baumarten widersetzt sich den Handsägen der Archäologen. Besonders anstrengend ist die Plackerei, weil sie auch noch unter Wasser bewältigt werden muss. Eiche dagegen bereitet den Tauchern weniger Mühe. Sie lässt sich gut schneiden. Und zum Glück sind die meisten der Pfähle im Ohridsee in Nordmazedonien, die von Unterwasserarchäologen untersucht werden, aus Eiche.

Einer der Taucher ist Beat Eberschweiler, ein Prähistoriker, der als Kantonsarchäologe und oberster Denkmalpfleger der Stadt Zürich arbeitet. Nun treibt er sich für das Projekt "Explo" am Grund des Sees herum. In den Uferbereichen sind die Reste mehrerer Pfahlbausiedlungen erhalten geblieben. An der Fundstelle "Bay of Bones", der "Knochenbucht", suchen Eberschweiler und seine Kollegen nach Spuren der ersten Bauern. Weitere Seen in Griechenland und Albanien sollen folgen.

Der 350 Quadratkilometer große Ohridsee gehört mit seinem größeren Teil zu Nordmazedonien, mit dem kleineren Teil zu Albanien. Er ist einer der ältesten Seen der Erde und entstand vermutlich vor rund zwei Millionen Jahren. 

Das Gewässer liegt fast 700 Meter über dem Meer und ist von Bergen umgeben. Hier wird es im Winter sehr kalt und für den Ackerbau gibt es kaum geeignete Fläche. Weshalb siedelten in der Jungsteinzeit ausgerechnet in dieser Regionen Menschen? 

Aus Sicht eines Ackerbauern mag der Ort nicht perfekt gewesen sein, er bot den Bewohnern aber ein großes Maß an Sicherheit. Seit etwa 10.000 Jahren leben Menschen als Bauern, zunächst in der Region des fruchtbaren Halbmonds, in der die Türkei, Syrien, Iran und Irak liegen. In Europa brachten Einwanderer vor rund 8.000 Jahren das Wissen über Ackerbau und Viehzucht über den Landweg nach Nordosten, dann in Richtung der Alpen und noch weiter nach Norden. Mit dieser Route befassen sich die Forscher am Ohridsee. Eine spannende Spurensuche.

Spurensuche im Ohridsee – wie Archäologen unter Wasser nach den Wurzeln der Landwirtschaft forschen

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Kommentare 5
  1. Emran Feroz
    Emran Feroz · vor 5 Jahren

    Vielen Dank, schöner Beitrag. Ich finde es ja generell ziemlich interessant, wenn man in den Ozeanen archäologische Spurensuche betreibt. Da gibt es gewiss noch vieles zu entdecken, und zwar nicht nur in Sachen Landwirtschaft.

    1. Hauke Friederichs
      Hauke Friederichs · vor 5 Jahren

      Ich wollte eine Zeit lang Archäologe werden – auch weil ich die Bilder von der Unterwasserarchäologie so spannend fand. Dann habe ich als Schüler mit einem Archäologen geredet, der mir so leidenschaftlich davon abgeraten hat, dass ich doch Geschichte studiert habe. Bei solchen spannenden Einblicke in die Arbeit der Forscher frage ich mich manchmal, ob Archäologie wirklich so eine schlechte Wahl gewesen wäre....

    2. Yvonne Franke
      Yvonne Franke · vor 5 Jahren

      @Hauke Friederichs Erinnerst Du Dich noch, mit welcher Begründung er Dir abgeraten hat, Hauke? Und: Hey, Du bist doch noch jung. :-)

    3. Hauke Friederichs
      Hauke Friederichs · vor 5 Jahren

      @Yvonne Franke Dank fürs Kompliment, Alter ist ja immer relativ
      ;-)
      Der Archäologe der Uni Hamburg meinte damals, es gebe extrem schlechte Jobchancen, kaum jemand mache Grabungen, kaum ein Absolvent arbeite wirklich als Archäologe und für mich besonders kritisch: das Studium erfordere gute Mathematik-Kenntnisse....

    4. Yvonne Franke
      Yvonne Franke · vor 5 Jahren

      @Hauke Friederichs Oh, letzteres hätte mich auch abgeschreckt.

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