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Zeit und Geschichte

Tod am Grenzübergang

Dennis Basaldella
Medien- und Filmwissenschaftler, Historiker
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Dennis BasaldellaMontag, 15.07.2024

Kein anderer Geheimdienst der Welt – zumindest von dem wir wissen – hat die eigenen Bürger:innen so überwacht wie die Staatssicherheit der DDR. Dabei schaffte es die Stasi in den 50 Jahren ihres Bestehens, ein Netz an Informant:inn aufzubauen, das bis heute seinesgleichen sucht. Auch die verschiedenen Überwachungsmethoden, die der DDR-Geheimdienst in all den Jahren entwickelt und angewandt hat, zeugen davon, wie das System der Überwachung der Gesellschaft immer weiter perfektioniert wurde. Dass die Stasi dabei in manchen Fällen auch nicht vor Mord zurückschreckte, ist mittlerweile bekannt. Weniger bekannt ist, dass dabei nicht nur die eigenen Bürger:innen ins Visier gerieten, sondern – wie der Fall des Polen Czesław Kukuczka zeigt – auch die der sozialistischen Bruderstaaten. Eine Geschichte wie aus einem Krimiroman.

50 Jahre später steht nun ein ehemaliger Stasi-Offizier in Berlin vor Gericht wegen des Mordes an Kukuczka. Er soll den Polen, der 1974 beim Fluchtversuch am Grenzübergang Friedrichstraße nach West-Berlin erschossen wurde, getötet haben. Der Fall, der lange ungeklärt blieb, wurde durch neue Beweise aus Stasi-Akten und Forschungen eines Historikers wieder aufgenommen. Die neuen Informationen könnten von entscheidender Bedeutung sein, denn die Beweise sind begrenzt – auch weil mögliche Zeug:innen bereits verstorben sind. Die neuen Informationen könnten auch die wichtigste Frage klären: War es Mord oder Totschlag? Eine auf den ersten Blick unbedeutende Sache, jedoch ist sie für die Verurteilung und Verfolgung des Täters und möglicher Drahtzieher von entscheidender Bedeutung: Denn Mord verjährt nicht.

Hinweis: Der Fall ist auch in einem anderen Artikel auf ZEIT.de (kostenpflichtig) erschienen.

Tod am Grenzübergang

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Kommentare 9
  1. Achim Engelberg
    Achim Engelberg · vor 5 Monaten

    "Kein anderer Geheimdienst der Welt – zumindest von dem wir wissen – hat die eigenen Bürger:innen so überwacht wie die Staatssicherheit der DDR."

    Diese Behauptung gleich im ersten Satz ist nicht durch die empfohlenen Beiträge gedeckt.

    Immerhin nannten sich die Stasi-Mitarbeiter Tschekisten. Das Vorbild war der sowjetische Geheimdienst. Auch die Überwachung der Bürger in China heute dürfte die der Stasi übertreffen.

    1. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor 5 Monaten

      Gemessen an der Bevölkerungszahl soll kein Land jemals so viele Spitzel besessen haben wie die DDR, so wird jedenfalls das (private) Deutsche Spionagemuseum zitiert https://katapult-magaz....

    2. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 5 Monaten

      @Dirk Liesemer Nun ist auch kein anderes Spitzelsystem jemals so offengelegt worden?

    3. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor 5 Monaten

      @Thomas Wahl Macht die Stasi auch nicht besser.

    4. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 5 Monaten · bearbeitet vor 5 Monaten

      @Dirk Liesemer Stimmt. Aber ein korrekter empirischenr Vergleich wird schwieriger.

    5. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor 5 Monaten

      @Thomas Wahl Ja, das ist so, gilt dann aber auch für Vergleiche mit China.

    6. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 5 Monaten

      @Dirk Liesemer Das gilt eigentlich für alle Vergleiche. Man müßte immer die Randbedingung und Wissensbestände mitdenken und mit nennen.

    7. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor 5 Monaten

      @Thomas Wahl Schon, aber im Falle der Stasi fällt auf, wie schnell da Vergleich gezogen werden, als wollte man Mielke noch posthum entlasten.

    8. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 5 Monaten

      @Dirk Liesemer Es mag einige wenige Menschen geben, die Mielke entlasten wollen. Oder die Stasi als Ganzes. Aber gerade Mielke ist der letzte, den irgendetwas entlasten könnte. Auch wenn er im Vergleich zu KGB und Chinas Schlapphüten eher ein kleines Licht war. Und letztendlich ein Befehlsempfänger des „Komitee für Staatssicherheit“ vulgo KGB war. Was ich nicht als Entlastung interpretieren würde. Er war sicher auch aus eigenem Antrieb ein schlimmer Finger.

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