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Zeit und Geschichte

Unpiq: Der Soldaten-Zar zeigt sich neu für die Öffentlichkeit

Achim Engelberg
schreibt, kuratiert, gibt heraus
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Achim EngelbergMontag, 02.01.2023

Bislang sprach der Gewaltherrscher zu Neujahr allein vor dem Kreml. Ansonsten wahrte er selbst bei öffentlichen Reden vor Vertrauten Abstand.

Nicht der Inhalt seiner Rede ist neu, aber sein verändertes Bild für die Öffentlichkeit.

Diesmal ist er umringt von Militärs und er befindet sich angeblich auf einem Kommandoposten des Militärbezirks Süd in Rostow am Don. Eine blonde Offizierin steht markant schräg hinter ihm.

Der Soldaten-Zar, der die Kämpfe des zaristischen wie des sowjetischen Imperiums beschwört und sich in diese imaginäre Traditionslinie einreiht, stimmt die Untertanen auf einen angeblich notwendigen und langen Krieg ein. Dieses von ihm verbotene Wort benutzt er nicht, aber er spricht davon, dass "wir kämpfen".

Was ein Krieg, geführt von der russischen Diktatur, bedeutet, kann man in diesem älteren Stück von der bereits 2021 verstorbenen Tamara Trampe sehen. Was in dem Film "Weiße Raben" aus dem Jahr 2005, also noch vor dem Georgien-Krieg, zu sehen ist, bleibt überraschend – auf den ersten Blick.

Dass die Bilder und die Vorgänge so ähnlich sind, ist kein Zufall; in Tschetschenien wie heute in der Ukraine leitet der Massenmörder General Surowikin die Kämpfe. Beim Putsch gegen Gorbatschow im Jahre 1991 trat er als brutaler junger Hauptmann erstmals auf; seine Soldaten überfuhren drei Demonstranten, wofür er eine Haftstrafe verbüßte. Danach stieg er sofort zum Major auf.

In Syrien befehligte er die Luftangriffe auf die Zivilbevölkerung und die Bombardierung von Städten wie Aleppo. Diese Methode wendet er in der Ukraine nun erneut an.

Die Neujahrsansprache seines Chefs soll das verkleistern. Außer Schuldanweisungen gegenüber dem Westen gibt es keine klaren Kriegsziele.

Der Westen hat gelogen, was den Frieden angeht und sich auf eine Aggression vorbereitet. Und er schämt sich heute nicht einmal mehr, das offen zuzugeben.

Wie lange kann das gut gehen?

Im Hintergrund wird an einer politischen Agenda gearbeitet, die aber noch nicht so klar ist, dass sie offiziell verkündet wird.

Allerdings verrät der gut informierte Dmitri Trenin, der immer mehr zur intellektuellen Stimme des Putinismus wird, in seinem Beitrag "Das postsowjetische Russland ist tot – Eine Transformation mit offenem Ausgang" einen Plan:

Die Konturen der Russischen Föderation 2.0 sind noch nicht ganz klar. Man kann nur auf eine lebensfähigere und sich selbst tragende Wirtschaft hoffen, mit unabhängigeren und solideren Finanzen; einer leistungsfähigeren technologischen und wissenschaftlichen Basis; einem gerechteren Gesellschaftsvertrag; einem politischen System, das den Bürgern gegenüber rechenschaftspflichtiger ist; einer leistungsorientierten Elite, die eher dem Allgemeinwohl als dem Individuum dient; einem Militär, das auf der nicht nuklearen Seite stärker ist; einer Außenpolitik, die sich eng mit der wachsenden globalen Mehrheit nicht westlicher Länder verbindet und – schließlich – eine zufriedenstellende Grundlage für neue Beziehungen zu Westeuropa und Nordamerika findet.

Das ist eine lange Wunschliste. Klar ist jedoch: Der Weg in eine bessere Zukunft für Russland muss in der Ukraine gelegt werden, – wenn auch zweifellos zu einem hohen Preis.

Unpiq: Der Soldaten-Zar zeigt sich neu für die Öffentlichkeit

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Kommentare 3
  1. Hans Wibra
    Hans Wibra · vor fast 2 Jahre

    Scharfe Worte sind keine wirklichen Inhalte, wichtiger wäre die Frage zu beantworten, wie es zu dieser Situation von heute gekommen ist, wer sind die Akteure, was waren Ursachen und Handlungen, welche Motive sind von Relevanz und wer zieht Nutzen aus einem lang- an- dauernden Konflikt/Krieg, Welche Fehler wurden von den Akteuren begangenß etc.
    Das Ganze ist BILD-Zeitungs-Niveau mit dem Ziel eine ENGEL/TEUFElL Situation zu schildern.

    1. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor fast 2 Jahre

      In diesem Piq geht es vor allem um anderes; und wer diese offiziellen Dokumente liest, die es nicht in der BILD oder vergleichbaren Organen gibt, erkennt auch Fehler, die Akteure machten.

      Annäherungen an die gestellten Fragen finden Sie in anderen Piqs von mir und anderen. Vor allem in den Kanälen "Zeit und Geschichte" und "Europa".

    2. Hans Wibra
      Hans Wibra · vor fast 2 Jahre

      @Achim Engelberg Ich muss Ihnen allerdings entgegen halten, dass die Beantwortung der von mir gelisteten Fragen zu einem anderen Kommentar bei Ihnen führen werden.

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