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Zeit für eine Revolution in der Eurozone
Denkfabrikarbeiter
Chefökonom des britischen Centre for European Reform (CER), ehemals Analyst in der Londoner City, financial journalism fellow beim Economist und PhD in VWL an der Stockholm University. Schreibt, denkt und diskutiert zu europäischen Wirtschaftsfragen: Makroökonomie, politische Ökonomie, Wachstum und Handel, gerne mit einem außenpolitischen Einschlag.
Große Visionen zur Reform der Eurozone findet man in Deutschland recht wenig. Warum auch, läuft doch! Merkels und Schäubles Krisenstrategie zeigt endlich Früchte, die Eurozone wächst, die Arbeitslosigkeit sinkt, die Zustimmungswerte für Europa gehen nach oben.
Abgesehen davon, dass sich die Eurozone ziemlich genau deshalb erholt, weil Draghi und Co. nahezu alle Mantras von Schäuble und Merkel kassiert haben und genau das Gegenteil machen, sehen es andere Länder deutlich anders, und dieser sehr gute Text von Barbieri und Vallée zeigt, wie anders. (Foreign Affairs = 1 Text im Monat umsonst bei Anmeldung, lohnt sich.)
All these federations (USA, Deutschland, Schweiz; CO) follow different models but have one thing in common; they reject risk-sharing and political interaction based on conditionality and political intrusion. The model that Europe has established in the haste of the crisis does the opposite, and has no international or historical precedent. It is unlikely to have a future.
Sie plädieren für einen 'Hamiltonian Grand Bargain', nach dem ersten Finanzminister der USA, der die Schulden aller US-Staaten übernahm, und dafür ein größeres, zentrales US-Budget bekam. Der ökonomische Gründungsmythos der USA, wenn man so will. Ist der mit Deutschland auch für die Eurozone zu haben?
Ich glaube nicht an die Story, dass Angela Merkel nun in ihrer letzten Amtszeit Visionen entwickelt, die ihr bisher fehlten, und den Mut entwickelt, diese umzusetzen. Zu tief sitzt in Deutschland eine ökonomische Orthodoxie, die bis heute Probleme hat, die Eurokrise wirklich zu verstehen. Aber dieser Text zeigt, wie man anderswo denkt und dass es durchaus Visionen gibt, wie der Euro weiter entwickelt werden kann.
PS: Martin Sandbu hat in der FT diesen Text kritisch auseinandergenommen, auch das lohnt sich. Eine solche offene Debatte brauchen wir.
Quelle: Pierpaolo Barbieri und Shahin Vallée EN foreignaffairs.com
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Danke!
Wahrscheinlich ist es sinnvoll, das Wechselverhältnis zwischen Reform und Revolution deutlicher zu benennen.
Reformen können von wenigen Mächtigen auf dem Weg gebracht werden, selten bis nie geschieht das nach langen Jahren an der Spitze. (Einverstanden, dass da von Merkel und Komplizen nicht viel kommen wird, ebenso mit der Einschätzung von Draghi und Komplizen.)
Eine Revolution, die immer mit einem Rechtsbruch verbunden ist, und die, wenn sie siegt, eine neue gesellschaftliche Ordnung erzwingt, benötigt eine breitere gesellschaftliche Basis.
Momentan sehe ich Reformstau und keine revolutionäre Situation - jedenfalls nicht in Europa.