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Flucht und Einwanderung

Marvel erzählt die wahre Geschichte einer syrischen Superheldin

Fabian Goldmann
mal Journalist, mal Islamwissenschaftler, je nachdem

...hab damals den Einschreibungstermin für Theoretische Physik verpasst. Das hab ich jetzt davon.

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Fabian GoldmannMittwoch, 19.10.2016

Spätestens als die Medikamente für das kranke Kind ausgehen, müsste der Superheld auftauchen und in Überschall den Belagerungsring durchsprengen. Tut er aber nicht. Im neuesten Comic des Marvel-Verlags, der mit Superheldengeschichten wie Spider-Man oder Captain America bekannt wurde, kommt kein Superheld. Denn Marvels „Madaya Mom“ spielt in der echten Welt. In der von Syrien.

Gemeinsam mit dem US-Fernsehsender ABC News erzählt Marvel (beide gehören zum Disney-Konzern) auf 34 schwarz-weiß colorierten Panels vom Kampf der titelgebenden Mutter in der belagerten syrischen Stadt. Nicht den gegen Superschurken. Sondern gegen Kälte, Krankheiten, Hunger und für das Überleben ihrer Ehemannes und ihrer vier Kinder.

ABC News hatte schon im Januar dieses Jahres den ersten Bericht der anonymen Mutter veröffentlicht. Damals drangen Bilder unterernährter Kinder aus der Kleinstadt an der libanesischen Grenze an die internationale Öffentlichkeit. Rund eine halbe Million weiterer Syrer sind weitgehend von Hilfslieferungen abgeschnitten. Bis heute warten auch die Bewohner Madayas auf ein Ende der Belagerung.

Es ist deshalb nur konsequent, dass Marvel Zeichner Dalibor Talajaic auf alles verzichtet, was seine sonstigen Comics (z.B. Deadpool, X-Men) ausmacht: Keine Kämpfe, keine Explosionen, keine zusätzlichen Dramatisierung. Kein „Gut vs. Böse“-Schema bietet dem Leser die Möglichkeit seinen Frust bei realen oder imaginären Schurken abzuladen. Keine Twists. Kein Happy End.

„Ich hatte Angst, dass meine Kinder sterben könnten aber jetzt denke ich, dass der Tod vielleicht gnädiger sein könnte als das, was wir momentan durchmachen“, ist der letzte Satz der „Madaya Mom“. Ihren Vater und zwei Brüder hat sie an dieser Stelle schon verloren. Wie ihr Ehemann hat auch sie aufgehört zu essen, damit sie die wenige verblieben Nahrung ihren Kindern geben kann. Vielleicht ist Marvels „Madaya Mom“ doch die Geschichte einer Superheldin. 

Marvel erzählt die wahre Geschichte einer syrischen Superheldin

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