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...hab damals den Einschreibungstermin für Theoretische Physik verpasst. Das hab ich jetzt davon.
Abgesehen von Dinosaurier-Forscher und U-Boot-Fahrer war es der erste seriöse Berufswunsch meines Lebens: Entwicklungshelfer. Brunnen bohren. Schule bauen. Menschen helfen. Welt verbessern. Dazu ein bisschen Afrika-Romantik. So war damals mit 14 zumindest meine Vorstellung.
Das änderte sich bald. Im Studium kamen die lateinamerikanische Dependenztheoretiker; im Praktikum bei der Entwicklungshilfe-Organisation die Einsicht, dass die größten Brunnenbau-Profiteure deutsche Ingenieurbüros sind. Und im realexistenten Afrika traf ich auf Leute, deren größter Lebenstraum es nicht war, die Selfie-Gelüste deutscher Weltwärts-Migranten zu befriedigen.
Klar, mit einem großen Teil heutiger Entwicklungszusammenarbeit hat auch dieses Klischee wenig zu tun. Doch aller konzeptionellen Weiterentwicklung, Einbindung und Partnerschaften zum Trotz, bleibt doch ein Glaube omnipräsent: Wir hier oben sind es, die denen da unten helfen.
Wer im globalen Verhältnis zwischen wirtschaftlich reichem Norden und armen Süden tatsächlich von wem profitiert, hat Jason Hickel im Guardian ausgerechnet. Rechnet man zur Entwicklungshilfe auch noch sämtliche privatwirtschaftlichen Investitionen kommt Hickel auf 1,3 Billionen Dollar, die im Jahr 2012 (aktuellere Zahlen gibt es nicht) von reiche in arme Länder flossen. Der Geldfluss in die Gegenrichtung hingegen: 3,3 Billionen Dollar. Zum Vergleich: Das entsprach im Jahr 2012 in etwa der volkswirtschaftlichen Leistung der Bundesrepublik.
Und das ist noch zurückhaltend gerechnet. Berücksichtigt man außerdem noch Schätzungen zur Steuerflucht, fließen für jeden Dollar Entwicklungshilfe 24 Dollar in die Gegenrichtung.
Hickels todo-List für eine tatsächlich wirksame "Entwicklungshilfe" kommt dann konsequenterweise auch ganz ohne Brunnen und Afrika-Romantik aus: Schulden erlassen, Steueroasen schließen, gemeinsame Mindesstandards festlegen. Die wirksamste Entwicklungshilfe? Aufhören, dem globalen Süden das Geld für seine Entwicklung zu entziehen.
Quelle: Jason Hickel EN theguardian.com
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