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Fundstücke

Ein Haus, das noch atmet und zwei geheimnisvolle Kühltruhen im Keller verbirgt

Annett Gröschner
Schriftstellerin und Journalistin
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Annett GröschnerDonnerstag, 15.09.2016

Hier ist ein Fundstück, das ich gesucht habe, um zu empfehlen, was Thema des Artikels ist. Denn bis Sonntag kann man noch an dem Theaterprojekt Hotel Berlin teilnehmen, das anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Ballhauses Ost in Berlin-Prenzlauer Berg veranstaltet wird. Es ist das einzige Haus der Straße, das nicht renoviert ist, was heißt, es atmet noch und redet durch die Fassade. Vier Stunden läuft man treppauf, treppab, hört Geschichten, bekommt Essen und sogar ein Bett, um dort zu schlafen, mit Blick auf den freiesten Friedhof Berlins, über den nachts Agnes Wabnitz, das Role Model aller echten Berlinerinnen, schlafwandelt. Es gibt aber auch Betten im Keller oder Treppenhaus und wer lieber im eigenen Bett schlafen will, geht nach dem Nachtessen nach Hause.

Die Authentizität ist flirrend, es sind wahre Geschichten, die erzählt werden, aber waren sie je real? Im Keller zum Beispiel gibt es zwei Kühltruhen, die irgendein längst vergessenes Projekt, das "was mit Kultur und Essen" machte, dort abgestellt hat. Eine davon ist eine Truhe Grönland aus DDR-Zeiten. Die Intendantin/Leiterin/Prinzipalin/Neuberin des Hauses, Tina Pfurr, hat uns abgeraten hineinzuschauen. Sie könne nicht garantieren, dass da noch was drin liegt. Wir könnten die Truhen aber gerne mitnehmen, sie gäbe uns noch Geld dafür. Seit gestern Nacht überlege ich, ob in einer nicht Klaus Kobe liegt, Hauptfigur aller meiner Romane. Ob ich nicht nochmal zurückkehren und hineinsehen sollte, bis Sonntag ist ja Zeit. Und falls er da drin liegt, die Truhe einfach mitnehme. Man kann ja nie wissen, welche Heuschrecke da schon in den Friedhofsbüschen lauert, um mit Kellerlofts Geld zu verdienen.

Ein Haus, das noch atmet und zwei geheimnisvolle Kühltruhen im Keller verbirgt

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