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Fundstücke

Erschreckende Reportage über Foltercamps auf dem Sinai

Jannis Brühl
Redakteur
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Jannis BrühlMittwoch, 23.08.2017

Wohl niemand recherchiert und schreibt so fesselnd aus Afrika wie Michael Obert. In dieser Reportage von 2013 beleuchtet er, zwei Jahre vor der "Flüchtlingskrise", wie schmutzig das Geschäft mit fliehenden Menschen ist. Der Sinai ist in dieser Geschichte eine Zone ohne Moral und Menschlichkeit. Schlepper und Terroristen kontrollieren die Gegend. Flüchtlinge aus den südlicheren Ländern Afrikas werden von den Banden geschnappt und gefoltert, live vor dem Telefon, verbunden mit ihren Familien. Die sollen Lösegeld bezahlen. Der ägyptische Staat hat hier nichts zu sagen.

Was also will Abu machen, wenn er mit der Schule fertig ist? »Afrikaner foltern«, sagt der Junge plötzlich. Wir steigen nicht darauf ein. Vielleicht hat er gehört, dass wir an dem Thema interessiert sind, und will uns imponieren. Aber Abu geht mit leuchtenden Augen ins Detail: »Ihnen glühende Nägel durch die Hände schlagen, sie mit kochendem Wasser übergießen« – die Kleinen kreischen vor Vergnügen – »30 000 Dollar Lösegeld kassieren und sie dann für 5000 Dollar weiterverkaufen.« 

Obert trifft die Verstümmelten Opfer in Israel, wo sie in Parks leben, recherchiert den Foltercamps der Banden hinterher, und sein Besuch auf dem Sinai bei einem der verantwortlichen Kriminellen liest sich wie ein Thriller.

Vorsicht: Moises Saimans Fotos der Verstümmelten sind teils schwer erträglich.

Erschreckende Reportage über Foltercamps auf dem Sinai

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Kommentare 1
  1. Daniela Becker
    Daniela Becker · vor 7 Jahren

    Ja, dieser Text und die Bilder haben sich in mein Hirn gebrannt. Ähnliche Gefühle hat bei mir noch die Fotoreportage von Alixandra Fazzina ausgelöst, bei der sie Somalis auf ihrer erschütternden Flucht begleitet hat (http://noorimages.com/...) Entstanden ist das Buch rund zehn Jahre vor den uns inzwischen so vertrauten Bildern von verzweifelten Menschen in Gummibooten.

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