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Meinungsfreiheit und Identity Politics: Wenn unter Polizeischutz gestritten werden muss

Jannis Brühl
Redakteur
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Jannis BrühlDienstag, 31.10.2017

Irgendwann schreit jemand, was man an einer Universität nicht schreien sollte: “Fakten?! Fakten?! Erzähl mir nichts über Fakten!” Die Podiumsdiskussion an der Rutgers-Uni in New Jersey findet unter Polizeischutz statt - und sie eskaliert zumindest verbal.

Der Autor schreibt auf dem (selbsternannten) Freidenker-Blog Quillette.com über die Veranstaltung aus der Reihe „Unsafe Spaces“. Es ist eine spannende Nahaufnahme des Kampfes, der besonders, aber nicht nur, an amerikanischen Unis tobt, zwischen Identity-Politics-Linken und ihren Gegnern – und den feixenden Rechtsradikalen, die von dem heftigen Streit profitieren.

Auf der Bühne sitzen die Libertären und materialistischen Linken: eine Ex-Muslimin, der Soziologe Mark Lilla, der den Linken unterstellt, mit ihrem Fokus auf Identitäten und Intersektionalität nichts gewinnen zu können, ein schwarzer Blogger, der die Zahlen zur Polizeigewalt gegen Schwarze anders interpretiert als die Black-Lives-Matter-Bewegung.

Im Publikum sitzen auch linke Gegendemonstranten. Dann wird viel geschrien. Sehr viel. Nur ein Puerto Ricaner, der den Protestierenden „trotz“ seiner Herkunft widerspricht, bringt den Saal kurz zum Schweigen.

In den Ortsbesuch bettet der Autor seine Sicht auf linke Identity Politics ein (Spoiler: er hält nicht viel davon) und regt beim Leser einige Fragen an: Wo ist die Linie zwischen Protest und der Verweigerung von Debatte? Wie stark werden diese Frontlinien die nächsten Jahre an deutschen Universitäten bestimmen – und die nächste Generation von Akademikern prägen? Und wie konnte „Free Speech“ von einem Herzensanliegen der Linken zum Kampfbegriff der Rechten werden?

Interessant auch ein Kommentar unter dem Text von einem Anwesenden, der politisch auf Seiten des Autors steht, aber die Veranstaltung ganz anders erlebt hat. 

Ein Text, ganz im Sinne der Erweiterung der Perspektiven.

Ebenfalls lesenswert - und kontrovers - dazu: Der Jacobin-Essay über die Gemeinsamkeiten von „Identitären“ auf der Linken und der Rechten. (Nugget: Neonazi Richard Spencer hat seine Masterarbeit über Adorno geschrieben!)

Meinungsfreiheit und Identity Politics: Wenn unter Polizeischutz gestritten werden muss

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Kommentare 1
  1. Ulrik Lahn
    Ulrik Lahn · vor 7 Jahren

    Leider eine inkompetente Darstellung von intersectionality-approaches, die a) nicht im Singular existieren, wie oben dargestellt; und b) eher als Ansätze dynamischer Sozialstrukturanalysen zu werten sind; c) in unterschiedlichen, wissenschaftlichen Disziplinen als methologische Perspektive eingesetzt werden (ob Soziologie oder Public Health usw.) und d) zu Forschungsmethoden umgewandelt werden. Im deutschsprachigen Kontext sind z.B. N. Degele/G. Winker zu nennen. Der Klassiker im US-Kontext von der Juristin K. Crenshaw aus den frühen 1990er Jahren ist auch hilfreich, um diesen Verzerrungen entgegenzuwirken, wie sie den obigen Beitrag begleiten. Der Artikel und der Autor hyperventilieren - und das wie so oft aufgrund gefährlichen Halbwissens.

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