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Warum Google Mail mich besser versteht als ich mich selbst

Christian Gesellmann
Autor und Reporter

Geboren 1984 in Zwickau, Studium der Politikwissenschaft, Geschichte und Germanistik in Jena und Perugia. Volontariat bei der Tageszeitung Freie Presse, anschließend zweieinhalb Jahre als Redakteur in Zwickau. Lebt als freier Autor in Leipzig und Bukarest. Quoten-Ossi bei Krautreporter.

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Christian GesellmannMontag, 12.09.2016

Als im antiken Athen die ersten Bücher aufkamen, dauerte es offenbar um die 30 Jahre, bis die alten Griechen verstanden, dass man ein Buch einfach still für sich lesen kann. Erstmal hatten sie sich die Bücher gegenseitig laut vorgelesen. Nach der Erfindung des Telefons dauerte es ähnlich lang, bis sich durchsetzte, tatsächlich miteinander zu reden, statt Diktate durch eine Leitung zu senden.

Das klingt natürlich lächerlich, aber ein Artikel von John Seabrook aus dem Jahr 1994, in dem es darum geht, wie es ist, mit Bill Gates E-Mails zu schreiben, erinnert daran, dass wir auch mit dieser neuen Technik viel Zeit zum Warmwerden brauchten, um ihren Wert zu erkennen und auszuschöpfen.

Mehr als 20 Jahre nachdem Seabrook sich fragte, ob der Übergang vom Brief zur E-Mail den Wandel von der persönlichen Konversation zur roboterartigen Datenschickerei markiert, nutzen die meisten Menschen ganz selbstverständlich E-Mails, offenbar ohne Kollateralschäden.

Ben Crair fragt sich nun in diesem Artikel, wie künstliche Intelligenz in Zukunft unsere Kommunikation beeinflussen kann. Google experimentiert mit einem Programm, das Textvorschläge für Emails macht (unter Einstellungen kann man in Gmail das Gmail Lab finden und experimentelle Funktionen testen. Die meisten sind jedoch weniger spektakulär). 

Es versucht Muster in einer empfangenen Email zu erkennen und schlägt dann drei Antwort-Sätze vor. Oder macht Vorschläge, wie man einen eigenen Text fortführen könnte, basierend auf universellen Mustern - andere Leute haben schließlich auch schon mal mit jemanden Schluss gemacht, warum also jedes Mal das Rad neu erfinden wollen?

Ben Crair stieß eher zufällig auf das Thema. Beim Schreiben einer Email an seine Ex-Freundin fühlte er sich von der Autocomplete-Funktion durchschaut, beziehungsweise verstanden. Wie das technisch funktioniert, was das datenschutztechnisch sowie anthropologisch bedeuten könnte und ob Gmail seine Beziehung gerettet hat 

- ist das Ende der Welt, wie wir sie kennen

- lasse ich Crair am besten selbst erzählen

- Crair rockt!

Warum Google Mail mich besser versteht als ich mich selbst

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