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Was der Abriss des Doms von Immerath für die Menschen im Braunkohlegebiet bedeutet

Alexandra Endres
Journalistin
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Alexandra EndresMontag, 08.01.2018

Am Montag begann der Abriss des Doms von Immerath - Proteste von Umweltschützern konnten seine Zerstörung nur vorübergehend aufhalten; stoppen konnten sie ihn nicht. Die Kirche muss Braunkohlebaggern weichen. Sie liegt im Gebiet des von RWE betriebenen Tagebaus Garzweiler II, und der soll ausgeweitet werden, trotz Energiewende und Klimapolitik.

Passenderweise begannen die Abbrucharbeiten am gleichen Tag, an dem aus den Sondierungsgesprächen in Berlin durchsickerte, Union und SPD wollten die deutschen Klimaziele für 2020 aufgeben.

Wie aus der Zeit gefallen der Abbruch des Doms ist, hat Benedikt Erenz schon 2013 für die ZEIT aufgeschrieben, kurz bevor in der prächtigen Kirche die letzte Messe gelesen wurde:

So nimmt der längst anachronistische Braunkohleabbau eine Kulturlandschaft mit sich in den Untergang. So werden noch um fünf vor zwölf ganze Ortschaften vernichtet, Häuser und Höfe, Schlösser und Kirchen. Das ist die Zerstörungskraft einer zähen Technokratie, die Ideologie der alten Energie, das ist die NRW-DDR, die immer weitermacht. Wer ruft endlich Halt?

Erenz findet eindrucksvolle Worte für seine Kritik. Wer aber verstehen will, was der Verlust ihrer alten Kirchen - und Dörfer - für die Menschen im Braunkohlegebiet bedeutet, sollte die Reportage lesen, die Roland Kirbach im Sommer 2016 ebenfalls in der ZEIT veröffentlicht hat:

Der Braunkohle-Tagebau Garzweiler hat in den letzten 50 Jahren 16 Orte samt Kirchen geschluckt.Die katholische Kirche hat sich dem Abriss stets widersetzt. "Der Mensch versündigt sich hier an der Schöpfung Gottes!", wetterte der Immerather Dechant Günter Salentin von der Kanzel herab. (...)

Das Bistum rief zu Prozessionen durch die Felder auf und ließ in den Dörfern die Kirchenglocken läuten. In Gottesdiensten und Mahnwachen beteten die Menschen gegen den Braunkohleabbau. Am Ende war alles vergebens. Im Dezember 2013 urteilte das Bundesverfassungsgericht, der Abbau der Braunkohle sei wichtig für das Gemeinwohl.

Für RWE ist der Abbau vor allem immer noch ein lukratives Geschäft, trotz des Ausbaus der Erneuerbaren.

Wie wertvoll die Kohle für den Konzern ist, zeigt die Höhe der Entschädigungen. Für den Immerather Dom habe RWE vier Millionen Euro gezahlt, sagt der Sprecher des Aachener Bistums, Stefan Wieland, für die Kirche im nahen Borschemich, die im Februar 2016 abgerissen wurde, 3,5 Millionen Euro.

Kirbach berichtet von Vandalen, die in leer stehende Häuser einbrechen, während die umgesiedelten Besitzer nur ein paar Kilometer weiter leben und ihren Verlust noch kaum fassen können. Er schreibt über nächtliche Autorennen im verlassenen Immerath, und vom Nachbardorf Keyenberg, das als nächstes drankommt, mitsamt seiner Heilig-Kreuz-Kirche, worüber Küsterin Hedwig Drabik schier verzweifelt. Und vom Dorf Holzweiler, dem einzigen, das bleiben darf - allerdings umgeben von einer Mondlandschaft.

"Kirchen sterben" heißt Kirbachs Text. Doch mit den Kirchen wird noch viel mehr vernichtet.

Was der Abriss des Doms von Immerath für die Menschen im Braunkohlegebiet bedeutet

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