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Wie ich fast zum "Kalten Krieg" geworden wäre

Nick Reimer
diplomierter Energie- und Umweltverfahrenstechniker, Wirtschaftsjournalist und Bücherschreiber
Zum Kurator'innen-Profil
Nick ReimerMontag, 25.04.2016

Bisher dachte ich, über Tschernobyl sein nun wirklich alles  geschrieben/gesendet/gepostet/gepiqt worden, was es zum Thema zu schreiben/senden/piqen usw. gibt. Doch dann stand ich plötzlich vor Duga 1. Einer riesigen Sendeanlage zehn Kilometer südwestlich des havarierten Atomkraftwerks. Und damit vor jeder Menge Fragen. Etwa vor der, was aus dem Atombombenabwehr-System des Warschauer Paktes 1986 geworden ist.

Ich war vor 30 Jahren Soldat in der Stabskompanie der 3. Armee des Warschauer Paktes: Am 26. April 1986 kam das Kommando "GK", der höchste Gefechtsalarm, den es bei der "Nationalen Volksarmee" gab. "GK" heißt "Gefahr eines Krieges" und wir rannten in Schutzmontur über den Kasernenhof im Leipziger Viertelsweg - heute übrigens eine traumhafte Wohnanlage!

Damals aber stand der atomare Erstschlag der imperialistischen Aggressoren unmittelbar bevor, wie uns Polit- und Satzstabsoffiziere einzuschärfen versuchten. Ihre Parole: "Ruhig Blut"! Die sowjetische Abwehr sei in der Lage den atomaren US-Erstschlag mit zehn Gegensprengköpfen zu erwidern.

Vermutlich wusste der Stab der 3. Armee des Warschauer Paktes damals nichts von Duga 1 - dem westlichen Herzstück der sowjetischen Atomabschreckungsmaschinerie. Offensichtlich wusste der Stab noch nicht einmal was los war. Irgendwas mit radioaktiver Strahlung, irgendwo in Schweden, final gefährlich.

Die Sendeanlage Duga 1 befand sich Luftlinie zehn Kilometer vom havarierten Reaktor entfernt: in der Lage, bis 9.000 Kilometer in den amerikanischen Luftraum zu 'gucken', um einer "cruise missile" zehn SS20 entgegenzuschleudern.

Früher wohnten 2.000 Menschen neben der Radaranlage: Ingenieure zum Bau, Wissenschaftler und Militärs, die die Daten auswerteten und so dem Weltfrieden das atomare Gleichgewicht schenkten. Aber jetzt war Reaktorkatastrophe und die Sendeanlage mussten evakuiert werden: Die letzte atomare Verteidigungslinie der Sozialisten brach mit der Reaktorkatastrophe zusammen - und wir waren bei Leipzig vorderste Front. 

Wie ich fast zum "Kalten Krieg" geworden wäre

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Kommentare 1
  1. Leopold Ploner
    Leopold Ploner · vor mehr als 8 Jahre

    Reißerisch geschrieben, aber ziemlich unglaubwürdig. Schon Anfang der 80er war mit Satellitenüberwachung eine viel präzisere Frühwarnung möglich als mit dem recht ungenauen Überhorizontradar. Die Abschaltung der Anlage hat das militärische Kräfteverhältnis sicher nicht groß geändert.

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