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Geboren in Stuttgart, im Umland aufgewachsen, Politikwissenschaft und Kommunikationsklimbim in Göttingen, an der Universität der Künste, der Freien Universität und der Hertie School of Governance in Berlin studiert.
War erster Online-Praktikant bei jetzt.de, später Kolumnist für NEON, Hitler-Blogger für die taz (einzige Auszeichnung überhaupt ausgerechnet dafür: Lead Award in Bronze), Redakteur bei ZEIT Online, Gastro-Redakteur beim Berliner Stadtmagazin Zitty, später Politikredakteur beim Hauptstadtbüro der ZEIT.
Schreibt heute vor allem für Business Punk und die ZEIT – und leitet den Tagesspiegel Berliner, meistens mit einem renitenten Ohrwurm von "Living in a Magazine" von Zoot Woman.
Wenn es ein Gastronomie-Hype-Wort gibt, das ich angefangen habe sehr inbrünstig zu hassen, dann ist es: Textur.
Ja, es war der große Jürgen Dollase, der dieses Wort in die deutsche Essen-und-Trinken-Berichterstattung eingebracht hat. Und ja, inhaltlich ist die Beschaffenheit der Essensoberfläche selbstverständlich ein wichtiges Kriterium. Aber das ist noch lange kein Grund, so lustlos, so lieblos und technisch über Essen zu schreiben, wie das in Deutschland oft passiert. Es klingt oft ein bisschen wie ein TÜV-Checkliste: Saftigkeit? Preis? Ambiente? Textur? Hier bitte Note 1 bis 6 eintragen. Schnitt.
In der aktuellen Ausgabe des New Yorkers ist eine kleine, keine halbe Seite lange Besprechung eines offenbar neuen und sagenhaft teuren Sandwich-Restaurants in Manhattan. Wobei: Die Rubrik "Besprechung" wird diesen kleinen, funkelnden Diamanten des Journalismus nicht gerecht, nicht im Ansatz.
Allein der Einstieg, mit dem auch eine Kurzgeschichte beginnen könnte:
The other day at Don Wagyu, a dramatically luxe-looking new sandwich shop in the financial district, I thought of the scene in “A Tree Grows in Brooklyn” in which the young and very poor protagonist, Francie, takes pleasure in pouring coffee down the sink: “She was richer because she had something to waste.”
Besonders hingerissen bin ich aber von der Art, wie Hannah Goldfield, die Essenskritierin des New Yorkers, die – ja! – Textur des Fleisches beschreibt:
Beneath the breading, the medium-rare meat had the texture of a ripe fig, hand-fed to a reclining Roman emperor being fanned with palm fronds. The luscious, almost iridescent fat went down like melted pearls.
Die Textur ist eben nicht porös oder cremig oder buttrig. Sondern wie die einer reifen Feige, die einem römischen Kaiser von Hand gefüttert wird. Und das Fett dazu, läuft den Rachen herunter wie geschmolzene Perlen. Die schiere Poesie. Und eine Sprache, die dem Essen, dem Genuss und der Selbstvergessenheit eines gutes Gerichtes gerecht wird.
Quelle: Hannah Goldfield EN newyorker.com
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Hach...
Vielen Dank für den Piq - ein tolles Beispiel dafür, dass der Gastrojournalismus in den USA so viel mehr Lust auf Essen vermittelt ist als der unsrige (unterhaltsamer sind die Texte von drüben allemal). Warum nutzt hierzulande eigentlich niemand die Freiheiten, die das Format der Gastrokritik bietet? Oder habe ich wen übersehen?
Aber was die Textur betrifft - das ist doch eigentlich ein wunderbarer Begriff, weil er so viele Möglichkeiten bietet, Sinneseindrücke und Assoziationen damit zu verbinden. So wie in der zitierten Passage.