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Mies recherchiert: Der Spiegel und das Berghain

Benedikt Sarreiter
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Benedikt SarreiterFreitag, 23.03.2018

Alexander Osang hat im letzten Spiegel einen Text über die Amerikanerin Jenifer geschrieben, die im Berghain eine Überdosis MDMA konsumierte und daran starb. Ein Drama, das verhindert hätte werden können. Aber nicht, wie Osang schreibt, wenn der Notarzt früher gekommen wäre, sondern weit vorher. Etwa über bessere Aufklärung. Jennifer nahm im Berghain zwei MDMA-Pillen. Erfahrene User fangen bei Pillen, die sie nicht kennen, mit einem Viertel an. In England kennt jeder den Slogan "Be smarter, take a quarter". Er wurde bekannt, nachdem mehrere Leute an viel zu hoch dosierten Ecstasy-Pillen gestorben sind. Denn hier liegt das derzeitige Problem. Es sind viele Pillen auf dem Markt, deren Wirkstoffgehalt sehr hoch ist. Wenn man davon mehr als eine nimmt, gerät man schnell in ernste Schwierigkeiten. Es ist sehr grob in etwa so, als würde man Wein mit 60 Prozent Alkohol trinken, ohne es vorerst zu merken. Nun kann man sagen, dann nehmt es halt nicht das Zeug. Aber so ein Kommentar verhallt ebenso ungehört wie die Warnung an einen Freerider, er solle besser mit dem Tiefschneefahren aufhören, weil es immer wieder Lawinen gibt. Es bringt nichts. Raver (und bei weitem nicht nur sie) nehmen MDMA, es gehört zur Technokultur, hat sie geformt. Osang blendet all das aus, um einen Artikel zu schreiben, der Erschütterung über die Untätigkeit von Clubbetreibern, Behörden usw. vorgibt. Macht doch endlich was gegen den Wahnsinn! Über Lösungen spricht er aber nicht, es geht eher um die Anziehung des Verbotenen und Verborgenen. Letztlich ist es eben ein weiterer Artikel über das Berghain als Ort der dunklen Entgrenzung, geschrieben auf dem Rücken einer Toten. Um wirkliche Aufklärung geht es Osang nicht, sondern um den Skandal. Laura Ewert rückt die Verhältnisse ins richtige Licht. Einen besseren Kommentar zu Osangs Reportage werdet ihr nicht finden.

Mies recherchiert: Der Spiegel und das Berghain

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Kommentare 5
  1. Fabian Goldmann
    Fabian Goldmann · vor mehr als 6 Jahre

    Ich hab den Text von Alexander Osang ehrlich gesagt gar nicht verstanden. Die ganze Zeit habe ich mich gefragt: Wann kommt nur der Absatz, in dem er mir die Relevanz von all dem erklärt? Aber er kam nicht. Schön geschrieben auf jeden Fall, aber inhaltlich so ergiebig wie ein Gespräch mit meinem Opa über Bitcoin. Aber das hat Laura Ewert ja alles schon in viel bessere Worte gefasst. Ein Absatz dazu, dass die Lösung für das Überdosierungsproblem in der Legalisierung/ Regulierung liegt, wäre noch gut gewesen.

  2. Daniela Becker
    Daniela Becker · vor mehr als 6 Jahre

    Dieser Text im Tonic Magazin beschäftigt sich mit der Frage, wie man besser mit der Tatsache umgehen könnte, dass in Clubs so oder so Drogen konsumiert werden. Ist zwei Jahre alt, fand ich aber interessant zu lesen und hat offenbar nichts von seiner Aktualität verloren: https://www.tonic-maga...

  3. Dirk Liesemer
    Dirk Liesemer · vor mehr als 6 Jahre

    Nee, so leicht sollte man es sich mit Osangs Text nicht machen. Es ging ihm ja um die Frage: Warum musste Jennifer sterben? Seine Antwort: Drogendealer, die ungestört irgendeinen Scheiß verticken können und dabei weder vom Clubbetreiber noch von der Polizei belästigt werden. Problem ist weniger mangelnde Aufklärung als die Gleichgültigkeit der Berliner Behörden, die als Toleranz mystifiziert wird, aber letztlich nichts anderes als Staatsversagen ist. Gab's überhaupt mal irgendwann eine Razzia in dem Laden? Jetzt der Toten hinterherzurufen: Hey, Du hättest Dich mal besser im Internet informieren müssen - das reicht nicht.

    1. Benedikt Sarreiter
      Benedikt Sarreiter · vor mehr als 6 Jahre

      Und was würde eine Razzia bringen? Natürlich kommt der Staat seiner Veranwortung nicht nach, aber mit mehr Polizei und Kontrolle wird sich das Problem nicht lösen lassen. In München konsumieren die Leute auch Drogen in Clubs. Und von nachlässigen Behörden kann man dort wirklich nicht sprechen. Die Gleichgültigkeit drückt sich eher in der Weigerung aus, Drug Checking vor Ort zu ermöglichen, wie es in der Schweiz, Österreich oder den Niederlanden üblich ist.

    2. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor mehr als 6 Jahre

      @Benedikt Sarreiter Bisschen mehr Polizei würde in Berlin schon helfen. Aber eine Allheillösung ist das natürlich nicht. Und klar hätte Osang ein paar Sätze über Drug Checking schreiben können, aber im Zentrum seines Textes steht ja ein anderes Thema.

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