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Kopf und Körper

Tiere fühlen genau wie wir bzw. andersherum

Christian Gesellmann
Autor und Reporter

Geboren 1984 in Zwickau, Studium der Politikwissenschaft, Geschichte und Germanistik in Jena und Perugia. Volontariat bei der Tageszeitung Freie Presse, anschließend zweieinhalb Jahre als Redakteur in Zwickau. Lebt als freier Autor in Leipzig und Bukarest. Quoten-Ossi bei Krautreporter.

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Christian GesellmannSamstag, 03.12.2016

Gestern saß ich friedlich an einem Fluss in Hong Kong. Von den Wipfeln der Bäume am anderen Ufer erhob sich ein Schwarm Kraniche, weiß, majestätisch, ich blickte von meinem Buch auf und sah sie über mich hinwegfliegen, das Flappen der Flügel klang wie das Aufschlagen von Seidenbettlaken. Als sie vorübergezogen waren und ich gerade weiter in George Orwells Farm der Tiere lesen wollte, prasselte dicker grauer Regen wie geplatzte Polenta auf mich herab. Eindeutig das Werk mehrerer Kraniche. Wenn nicht gar eine koordinierte Aktion des ganzen Schwarms. Die Tat zügelloser Orwell hassender Zugvögel. 


Anthropomorphismus nennt man es, wenn man dem Verhalten von Tieren menschliche Eigenschaften unterstellt. Tiere haben doch keine Gefühle, die handeln instinktiv! Der Mensch, nachdem es Hirn auf ihn geregnet hat, lernte, seinen Instinkten zu trotzen, deshalb kann er jetzt Pfeife rauchend über die Farm laufen. Der Philosoph Stephen Asma beschreibt in diesem fantastischen Essay, warum diese Annahmen falsch sind - wie ausgeprägt die Gefühlswelt von Tieren ist und wie ähnlich der des Menschen. 

Asma legt nahe, dass der Mensch und sein Riesenhirn sich weiterentwickelte, nicht weil er seinen Instinkten trotzte, sondern weil er in der Lage war seine Empathiefähigkeit so auszuweiten und zu manipulieren, dass sie den Sinn des Lebens in Mamas Brustwarze genauso finden kann wie in der Annexion Österreichs oder dem Sommelieren von Mineralwasser. Warum das einen ziemlich bedeutenden Unterschied im Verständnis dafür ausmacht, wie unser Gehirn funktioniert, erklärt Asma in diesem Essay. 

Kraniche sind aber trotzdem Arschlöcher.




















Tiere fühlen genau wie wir bzw. andersherum

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Kommentare 1
  1. Frederik Fischer
    Frederik Fischer · vor fast 8 Jahre

    Es braucht gar nicht mal so ausgeprägte Empathiebefähigung, um diesen piq zu lieben. Danke!

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