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Kurator'in für: Europa Fundstücke Kopf und Körper
Ich lebe in Marburg und schreibe über Gesundheit und Gesundheitspolitik.
Zerrbilder von Psychopathen haben in Funk und Film Hochkonjunktur. Sie geben gute Figuren ab in Horrorfilmen und Thrillern. Schaurige, Angst machende Figuren, denen man beim Quälen und Morden zuschaut.
Doch was ein Psychopath eigentlich ist und wie Menschen zu Psychopathen werden, darum geht es in diesen Geschichten selten. Zu wichtig ist es für die Story, was sie Schreckliches tun.
Das Verhalten von Psychopathen ist auf den 1. Blick so wenig verständlich, so unnormal, so an der Grenze dessen, was uns als Variation menschlichen Verhaltens geläufig ist, dass wir unwillkürlich zurückzucken. Aber dieser Text geht ganz nah heran und schaut sich die Menschen genau an, die mit dieser psychiatrischen Diagnose leben; viele seitdem sie Kinder sind. Er schaut sich ihr Leid an, dass darin besteht, keine Empathie empfinden zu können, sozial isoliert zu sein, ohne große Hoffnung auf Linderung. (Etwas als Leid zu begreifen, auch wenn die Betroffenen selbst vordergründig nicht leidem, ist allerdings in der Psychiatrie umstritten.)
Wer schon früh diese Diagnose bekommt, galt sehr lange als nicht therapierbar. Das ist inzwischen etwas anders, weil Gehirnscans zeigen, welche Regionen beim psychopathischen Gehirn nicht normal funktionieren, sodass man daraus ein Therapiekonzept ableiten kann. Eins, dass nicht super funktioniert, aber immerhin deutlich besser als alle anderen zuvor.
Nicht sehr viele Psychopathen bekommen offenbar die Chance, ihrem Gehirn etwas Neues beizubringen. Etwas, das Empathie zwar nicht ersetzen kann, aber immerhin eine Strategie für bestimmte Situationen zur Verfügung stellt. In Deutschland gibt es offenbar auch noch andere Ansätze zur Therapie. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Therapien verfeinern und ausweiten lassen.
Dieser Text hat mich tagelang beschäftigt. Ich habe Abschnitte davon immer wieder gelesen. Ja, er ist lang, er ist verstörend, aber er ist auch ein sehr starkes Stück Journalismus.
Quelle: Barbara Bradley Hagerty Bild: Lola Dupre EN theatlantic.com
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Ich habe diesen Text gerade zufällig entdeckt, halb gelesen und bin dann immer wieder zu ihm zurückgekehrt. Er ist wirklich sehr stark, weil er schafft, Menschen, die wir normalerweise als Monster sehen würden – menschlich werden zu lassen.
Das Problem ist, dass man in der Kindheit die Regeln noch nicht gelernt hat: Mord gibt ab 10 Jahre, die Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden liegt bei 80% (falls der Tod als Mord erkannt wird, deutlich höher), also Finger weg. Es gibt genug Lösungsansätze andere in den Suizid zu treiben oder Dritte dahingehend zu manipulieren, den Mord zu begehen, ohne dass man selbst belangt werden kann. Ähnliches gillt auch so für alle anderen verbotenen Dinge, bei denen die Rechnung "Gewinn / Schaden * Wahrscheinlichkeit erwischt zu werden" zu hoch ausfällt.
Als Kind hat man dieses Wissen um den Schaden, den man sich selbst verursacht, nicht und man macht Dinge, die man im Nachhinein bereut, weil man weiß, dass man dadurch als Pschopath erkannt wurde. Dieses Erkanntsein durch andere wird man nur schwerlich los, auch wenn man inzwischen seine wahre Persönlichkeit gut verstecken kann und ein Meister der Manipulation ist.
Liebe Silke, auf alle Fälle ein Text, der mich interessiert. Leider ist es ja wohl nur so, dass die meisten Betroffenen gar nicht in der Therapie landen ergo auch nicht "geheilt" werden können, denn sie selbst halten sich ja nicht für krank. Oder gar gestört.
Und es gibt auch gesunde Psychopathie, jene, die es in die Chefetage schafft: siehe https://www.uni-bonn.d...