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Literatur

Das Leben ist schön

Das Leben ist schön

Jan Kuhlbrodt
Autor und Philosoph

*1966 in Karl-Marx-Stadt
Studium in Leipzig und Frankfurt am Main
Redakteur bei EDIT und Ostraghege
freier Autor
letzte Veröffentlichungen: Kaiseralbum (Verlagshaus Berlin), Das Modell (Edition Nautilus), Die Rückkehr der Tiere (Verlagshaus Berlin)

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Jan KuhlbrodtSonntag, 27.05.2018

Das Leben ist schön, da stört auch die Amateurfußballmannschaft nicht, aus deren tragbarem Rundfunkgerät die neueste Schlagermusik schallt, während der Regionalzug die Saar entlangtuckert. Bald wird die Saar durch den Rhein ersetzt, die Jungs werden aussteigen und in der Mittagshitze, den Viervierteltakt der Musik noch im Ohr, auf einem Fußballplatz verlorene Flüssigkeit durch Bier ersetzen und ihre schauderhafte Musik immer noch schön finden. Ich aber werde immer noch reisen und lesen, und in den Lesepausen auf den alten Fluss schauen und das Leben genießen.

Am Tag vor der Flussfahrt nämlich hatte ich im Künstlerhaus Edenkoben den Autor Norbert W. Schlinkert kennengelernt. Wir hatten ein anregendes Gespräch bei einem Abendessen mit Claus Heck und haben am Ende, wie man das so macht, Bücher getauscht, was mir den Text „Kein Mensch scheint ertrunken“ einbrachte, der mir also, neben verschiedenen Flüssen, die Fahrt nach Siegburg versüßte.

Das Buch ist 2016 in der edition taberna kritika in Bern erschienen. Wieder einmal bin ich dankbar dafür, dass es diese kleinen Verlagsunternehmungen gibt, die solchen weniger marktgängigen Texten ans Licht der Welt verhelfen, denn der Text ist kurz und in seiner verspielten narrativen Struktur nicht das, was den letztlich realismusverliebten Markt in unterwürfiger Geste bedient.

Ein Icherzähler, er scheint schon älter zu sein, zumindest behauptet er das, erzählt oder entwickelt eine Geschichte an deren Beginn die Beobachtung eines Ertrunkenen in einem See steht. Allerdings steht von Anfang an nicht fest, ob es die Ertrunkenen gab, oder ob die Beobachtung das Resultat einer optischen Täuschung war. Und hier beginnt die Arabeske.

Wie in floraler Motivik werden diesem Erzählstrang weitere hinzugefügt. Zum Beispiel Geschichten um eine gewisse Babette, mit der den Icherzähler eine merkwürdig platonische Liebesbeziehung verbindet, und deren Wohnung er in ihrer Abwesenheit hütet. In der Wohnung selbst wird eine Küchenzeile montiert (oder entfernt, das ist von Zeit zu Zeit von Veränderung bestimmt) und es tauchen ein ominöser Hausmeister und ein Handwerker auf. Darüber hinaus treffen wir unter anderem auf eine ukrainische Mutter mit ihrer Tochter, die beide in der selben Nacht schwanger werden, und der Icherzähler schiebt die Kinder in einem Zwillingskinderwagen auf Kufen winters über den zugefrorenen See, aus dessen Eis ein Fuß des Ertrunkenen ragt.

Eine Nacherzählung der Handlungen, die sich zu einer fast floralen Struktur verweben ist schlechterdings nicht möglich, aber im Grunde eben auch unnötig, liegt das Vergnügen der Lektüre doch in der Verspieltheit, die zuweilen an die eines Daniil Charms, aber auch an die von Raymond Queneau erinnert. Zwei Referenzen, die mir in meinem Lesekosmos zu den eindringlichsten Erfahrungen gehören.

Nach der Fußballmannschaft kam übrigens ein Gruppe Mountainbiker in lustigen bunten mit Werbestickern bedeckten Radlermonturen ins Abteil und diskutierten verschiedenste Abfahrtswege, aber auch ihnen gelang es nicht, mir die Lust an der Lektüre und die Lust am Rhein zu nehmen.

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