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Pop und Kultur

Joni Mitchell Never Lies

Mascha Jacobs
Journalistin und Mitherausgeberin von Pop. Kultur und Kritik
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Mascha JacobsFreitag, 18.11.2016

Ich habe eine Freundin, sie ist der größte Joni Mitchell-Fan, den ihr euch ausdenken könntet. Nach Leonard Cohens Tod schickte sie mir kommentarlos eine SMS mit einer Liste: A Case Of You Winter Lady, Chelsea Morning, Rainy Night House, That Song About The Midway, The Gallery. Es müssen die Lieder sein, die Joni Mitchell für ihn geschrieben hat, als sie in ihn verliebt war. Diese Liebe war schon längst vorbei, als Mitchell 1971 Blue veröffentlichte. Der Rolling Stone, damals noch sehr einflussreich, nannte sie damals „Old Lady of the Year“, was so viel bedeutet wie „Girlfriend of the Year“. Der Artikel zur neuen Platten war mit einem Diagramm ihrer angeblichen Liebschaften und Eroberungen illustriert: “She’d made the best album of her career and in exchange she got slut-shamed in the biggest music magazine in America”, kommentiert Sylvie Simmons in "I’ m Your Man: The Life of Leonard Cohen". Ihre gerade verstorbene Supermuse, bekannt für selbstkritische und humorvolle Geständnisse, die seinen Chauvinismus sympathischer machen sollten, erzählte später über seine Zeit mit Joni Mitchell: "I remember we were spending some time together in Los Angeles years ago and someone said to me, 'How do you like living with Beethoven?' " How did Leonard like living with Beethoven? "I didn't like it," Leonard said, laughing, "because who would? She's prodigiously gifted. Great painter too."

Wie manche in jeder Lebenslage skurrile Goethe-Zitate zu Nagetieren parat haben, zitierte die Freundin gestern zielsicher, genau im richtigen Moment, Joni Mitchell: “Downtown / The dance halls and cafes / Feel so wild you could break somebody’s heart / Just doing the latest dance craze“. Aber ohne Melodie, ohne jegliche Modulation. Und danach war klar, dass ich den ganzen heutigen Tag Joni Mitchell hören würde. Natürlich stolperte ich dabei zufällig über einen Text, der die oben angerissenen Themen ausführt.

Joni Mitchell Never Lies

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