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Pop und Kultur

Sons Of Kemet – Grime, Dub und Jazz gegen die Ungleichheit

Jan Paersch
Autor für taz, NDR, DLF, Jazz Thing und andere
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Jan PaerschMittwoch, 04.04.2018

Dieses Video hat nicht die beste Qualität. Aber darum geht es nicht. Die Sons of Kemet spielen hier ausnahmsweise mit vier Drummern, und Joshua Idahen shoutet dazu "I wanna take my country forward". Der englische Dichter meint damit etwas sehr anderes als diejenigen, die von einem neuen British Empire träumen. "Eure Queen ist nicht unsere Queen. Sie sieht uns nicht als Menschen an", schreibt Idahen in den Liner Notes von Your Queen is a Reptile.

Die Sons of Kemet waren schon immer politisch; auf ihrem neuen Album zeigen sie sich gar als Feministen. Alle neun Titel beginnen mit "My Queen is…", gefolgt von den Namen von mehr oder weniger bekannten Aktivistinnen der afrikanischen Diaspora (z. B. die Sklaven-Fluchthelferin Harriet Tubman). Es geht um Ungleichheit, gesellschaftliche Zustände, die der Änderung bedürfen – die englische Königin sei bloß das unmenschliche Symbol dieses Systems.

Hinter diesem Konzept steht der Bandleader und Komponist des Quartetts, ein Zwei-Meter-Mann mit Zahnlücke und sanfter Sprechstimme. Shabaka Hutchings ist ein Ausnahmesaxophonist, der sein Instrument als "brachiales Rhythmusinstrument" einsetzt, wie Andrian Kreye in der SZ schreibt; "die Stücke funktionieren wie ein DJ-Set in Wellen von bis zu einer Viertelstunde".

Kreye hört Grime, Dancehall und Albert Mangelsdorff in diesem High-Energy-Jazz, für mich ist es auch eine trippige Dub-Spielart, abgefahrener Funk mit dem Bass einer Tuba und den tribalistischen Grooves des Doppel-Schlagzeugs.

Die SZ spekuliert gar, ob Hutchings mit einem vom ihm kuratierten Sampler der jungen Londoner Jazz-Szene einen historischen Moment festhalte. Schon möglich. Aber wenn es einen "turning point" in der neueren Geschichte des britischen Jazz gibt, dann hat ihn Shabaka Hutchings selbst angestoßen.

Sons Of Kemet – Grime, Dub und Jazz gegen die Ungleichheit

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