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Pop und Kultur

Was "Shadow of the Colossus" mit Caspar David Friedrich zu tun hat

Rainer Sigl
Journalist Print/Online/Radio, Blogger; Textarbeiter
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Rainer SiglMontag, 05.02.2018

Diese Woche tritt ein absoluter Games-Klassiker rundumerneuert auf die große Bühne: "Shadow of the Colossus", 2005 erschienen, ist ein Spiel, das wie wenige andere das Präfix "Kult-" verdient hat, ein nie übertroffenes Experiment in Gameplay und Erzählen. Das 13 Jahre alte Spiel erscheint als Remake für Sonys PS4, und wirft dabei interessante Fragen auf: zum Verhältnis zwischen "Original" und Neuauflage, zur Vergänglichkeit des Mediums Videospiel sowie zur Rolle, die Technik – historisch beschränkte und gegenwärtige – in diesen Kunstwerken spielt.

Gareth Damien Martin, Herausgeber des von mir wiederholt hochgelobten Gameskultur-Zines Heterotopias, geht in seinem Essay für Eurogamer nicht nur diesen Fragen auf den Grund, sondern befragt die Atmosphäre des Spieleklassikers auch zu ihrem Verhältnis zur deutschen Romantik, konkret: zur Malerei des großen Caspar David Friedrich. Was der mit Spielen zu tun hat? Mehr als man denkt:

Friedrich's image of the lone male figure, staring out across the peaks of a mysterious landscape, is really the proto-image for third-person open-world games themselves. Like our avatars in those games, Friedrich's Wanderer mediates between our external perspective and the internal space of the painting itself. We cannot pass through the canvas and enter the landscape in front of us, but through the wanderer we place ourselves in that world. Looking upon Friedrich's painting is to place ourselves as the wanderer, imagining ourselves at the peak of the mountain, surveying the landscape. In the same way, our avatars in games like Breath of the Wild, Witcher 3 or Shadow of the Colossus serve the same function, distinguishing figure from landscape, and providing a vessel into which we can place our own experience.

Eine kluge, hintergründige Meditation über Kunst, Originalität und den Reiz des technisch Unperfekten.

Was "Shadow of the Colossus" mit Caspar David Friedrich zu tun hat

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Kommentare 1
  1. Christian Huberts
    Christian Huberts · vor mehr als 6 Jahre

    Thx für den piq!
    Das ist schon fast der Text, den ich noch für Zeit Online über SotC schreiben will…

    In meiner Diplomarbeit habe ich damals Marshall McLuhans Kategorien »heiß« und »kalt« auf das Spiel angewendet. Er beschreibt damit die allgemeine »Auflösung« eines Mediums. Was uns viele, relativ exakte Informationen liefert ist »heiß« (etwa ein Foto) und was uns nur wenige, schwammige Informationen liefert ist »kalt« (etwa ein Comic). Während das »heiße« Medium kaum der geistigen Vervollständig bedarf, muss beim »kalten« permanent hinzu halluziniert werden. SotC war in dieser Hinsicht ein »kaltes« Meisterwerk (ebenso wie viele Werke der Romantik). Sein Kultstatus und seine ästhetische Wirkung hat es aus seiner »Kälte« gezogen – dem Nebel, der Unschärfe, der Leere, der Stille. Das Remake »heizt« dem Original ordentlich ein. Daher bin ich ebenso skeptisch wie Gareth Damien Martin. Das meiner Meinung nach größte Verbrechen am Spiel lässt er sogar noch unerwähnt: Jeder getötete Koloss schaltet jetzt ein Achievement frei. Das Original hat sich größte Mühe gegeben, genau solche eindeutigen Signale zu vermeiden. Meh.

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