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Pop und Kultur

Wie viel Stasi verträgt ein Musikinterview?

Martin Böttcher
Journalist, Sammler
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Martin BöttcherSonntag, 03.09.2017

Ich finde das spannend: da vereinbart eine Sängerin (Barbara Thalheim) aus Anlass ihres 70. Geburtstags ein Interview (mit der Berliner Zeitung), die Reporterin (Birgit Walter) will nicht als verlängerter Arm der Platten-Promo-Abteilung fungieren und fragt auch nach der Stasi-Vergangenheit der Sängerin. Die antwortet auf die Fragen, auch wenn sie eigentlich nicht über diese Seite der Vergangenheit sprechen wollte, aber noch am selben Tag wird die Veröffentlichung des Gesprächs untersagt. Was macht die Reporterin? Sie schreibt über das Treffen und wie es letztendlich zur Absage gekommen ist.

Birgit Walter, Jahrgang 1954, arbeitet schon lange für die Berliner Zeitung. Barbara Thalheim, Jahrgang 1947, hat der Zeitung vor über 20 Jahren schon einmal ein Interview gegeben, damals die Frage nach eventuellen Stasi-Verstrickungen verneint, ein paar Monate später aber wurde das Gegenteil enthüllt. Birgit Walter geht es in ihrem Artikel nicht um eine Abrechnung, sie stellt darin sehr kluge Fragen:

"Müssen sich Künstler wirklich nach fiesen Petzereien fragen lassen, die 30, 40 Jahre zurückliegen? Echte Straftaten verjähren zügig, Soldaten, die Landsleute an der Grenze erschossen, werden rechtlich nicht belangt. (...) Wiederum – sollen die Spitzel-Episoden liebevoll unerwähnt bleiben, anstatt sie mit dem Blick von heute zu bewerten?"

Barbara Thalheim wird von ihrer Agentur als der weibliche Konstantin Wecker des Ostens angepriesen, ein herrlich schiefer Vergleich. Am Ende des Artikels wird dann auch noch deutlich, als was die Sängerin und ihre Agentur die Presse wahrnehmen: als eine Art Verkaufsportal für Konzerte. Birgit Walter räumt durch ihre Art der Aufbereitung mit diesem Missverständnis gründlich auf.

Wie viel Stasi verträgt ein Musikinterview?

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