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Technologie und Gesellschaft

Die Nerds und die Nazis

Michael Seemann
Kulturwissenschaftler, Autor, Internettheoretiker
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Michael SeemannDonnerstag, 14.12.2017

Es ist kein Geheimnis, dass die amerikanische Alt-Right-Bewegung sich kulturell, ideologisch und personell erheblich aus der Nerdkultur speiste. Doch das ist nur die Oberfläche. Reaktionäres, frauenfeindliches und teils völkisches Gedankengut schwirren schon seit langer Zeit in den Kreisen der Hacker, Trolle und der Netzkultur herum, vor allem in den USA, doch auch bei den deutschen Piraten wurde dieser Zug schnell deutlich.

Doch es reicht nicht aus, die Phänomene – derer es viele gibt – zu benennen und zu beschreiben. Man müsste untersuchen, was genau in dieser eigentlich doch immer als unschuldig bis links gedachten Nerdkultur so anschlussfähig ist für rechte Ideologien.

Da ist also einiges aufzuarbeiten, aber der Autor Adrian Daub kommt in diesem NZZ-Artikel schon beachtlich weit. Seiner Ansicht nach hat es vor allem mit dem impliziten Überlegenheitsgefühl zu tun, das vor allem durch das Spezialwissen der Nerds gegenüber der Restgesellschaft vermittelt wird.

Das ist zumindest ein Ansatzpunkt. Davon ausgehend müsste man die Selbsterzählung des Nerds einmal hinterfragen. Intelligenter Einzelgänger, sozial inkompatibel, genial in seinen Fähigkeiten, machtlos, aber doch mächtig, wenn er in fremde Computersysteme eindringt und Dinge tut, die andere nicht können. Da ist alles drin: eine Opfererzählung, eine Heldenerzählung und eine implizite Rechtfertigung für asoziales Verhalten …

Aber ich schweife ab. Der Text sammelt einige Schnittpunkte der Nerdkultur mit dem Rechtsradikalismus und macht das Problem plastisch. Es wäre so toll, wenn solche Artikel ein Nachdenken innerhalb der Nerdszene selbst befördern würden.

Die Nerds und die Nazis

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Kommentare 6
  1. Emran Feroz
    Emran Feroz · vor fast 7 Jahre

    Sehr interessanter Beitrag. Ich muss mir hierzu noch selbst mehr Gedanken machen, allerdings finde ich das gar nicht weit hergeholt. Das bekommt man u.a. auch mit, wenn man mehr mit solchen "Nerd-Kreisen" zu tun hat.

  2. Michael Seemann
    Michael Seemann · vor fast 7 Jahre

    Kannst du die Fehler spezifizieren? Ich glaube, ich habe auch ein, zwei gesehen, aber nichts schlimmes, fand ich.

    1. René Walter
      René Walter · vor fast 7 Jahre

      Hab das neulich mal per DM aufgeschrieben:

      In Detailfragen schonmal falsch, Milo ist kein Neomonarchist und kein Neoreactionary, das isn rechtskonservativer mit Libertär-Einschlag, schlimm genug.

      >Anders als die Radikalliberalen, die Identitätsfragen tendenziell desinteressiert gegenüberstehen

      Hat der sich schonmal nen Blog von nem Libertären durchgelesen? Lies mal SlateStarCodex, jedes dritte Posting über irgendwas mit Identity.

      "Die Protagonisten und Stichwortgeber der Alt-Right-Bewegung entstammen der Fankultur des Internets.“

      No (not exclusively at least), they hijacked it. Wenn er Milo besser recherchiert hätte, wüsste er das.

      Spencer oder Milo haben nichts mit Nerdkultur zu tun und Vox isn Selfpublisher, weiß net ob das zum „Science-Fiction-Autor“ reicht, als den der Artikel ihn zeichnen will.

      Und natürlich noch bisschen Damore reinverwurschteln.
      „Damores Verteidigern schien nicht aufzufallen, dass die Meinung «Menschen wie du gehören hier nicht hin»“
      Das hat er nicht gesagt, nicht geschrieben und nie behauptet. Der Schwachsinn kam alleine und alleine aus dem Journalismus.

      etc etc ;) Per DM natürlich deutlicher formuliert, als es vielleicht hier etc

    2. René Walter
      René Walter · vor fast 7 Jahre

      @René Walter Das ist jetzt natürlich auch einseitig, das "no" bei Fankultur stimmt so auch nicht, aber der größere politische Rahmen stammt aus einer technokratischen Abspaltung klassischer Rechte, mit Nerdkultur oder Fans hat das wenig zu tun, denke ich. Wobei Thiel natürlich Schnittmengen bietet und Bannon sich eingekauft hat, die nutzen die Nerd Power Fantasy…

  3. René Walter
    René Walter · vor fast 7 Jahre

    Daneben fand ich den Text schlimm, weil er schlampig recherchiert ist und superviele Detailfehler enthält, superkontraproduktiv, jeder kann sowas weglachen, auch wenn die Grundrichtung stimmt. Naja. Es is was es is.

  4. René Walter
    René Walter · vor fast 7 Jahre

    Der Punkt ist, dass man seine digitale Welt komplett selbst erschaffen kann, im Fall vom Hacker auch invasiv, die totale Editierbarkeit, eine Unterwerfung der Rezeption der anderen, totale Macht über die Wahrnehmung (des digitalen Ausschnittes). Das ist die real gewordene Nerd-Power-Fantasy und die kann ausgelebt werden. Paar Sockpuppets und ab gehts. Ich übertreibe, aber so circa, desto mehr skills desto mehr Macht.

    Ich frage mich: Warum so viele? Es gab schon in der 64er-Scene Nazis, nicht viele, aber paar waren bekannt. Immer nur wenige. Das ist auch Sichtbarkeit, wie sehen viele, aber ich weiß nicht, wieviele es real sind. Immer zuviele, ja, aber ich kann sie nicht einschätzen, wobei hier ein weiterer neuer Multiplikationspunkt liegt: Man braucht jetzt nicht mehr viele, wenns klappt reicht ein Twitter-Account weil Manipulationsmöglichkeiten galore und, siehe oben, totale Editierbarkeit. (Im Fall von Twitter vielleicht nicht total, aber Du weisst was ich meine. Man kann viel damit anstellen.)

    Dieser Techno-Totalitarismus ist das ideologisch Anschlussfähige, oder?

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