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Alexandra Rojkov wurde in St. Petersburg geboren und kam als Kontingentflüchtling nach Deutschland. Als Journalistin hat sie mehrere Jahre im Nahen Osten gelebt und schreibt aktuell vor allem über Konflikte und Migration, u.a. für DIE ZEIT, das Magazin der Süddeutschen Zeitung und Geo.
Es gibt Dinge, von denen möchte man nichts mehr hören oder lesen. Weil sie uns traurig machen oder ein Gefühl der Hilflosigkeit hinterlassen. Der Syrien-Krieg ist so ein Thema. Hunderttausende Menschen starben in dem Konflikt, trotzdem ist eine Lösung nicht absehbar.
Dennoch ist es wichtig, das Land im Blick zu behalten. Besonders berührend tut das meiner Meinung nach der stern-Journalist Raphael Geiger.
Zuletzt führte Geiger ein Interview mit dem 56-jährigen Ahmad Abdullah. Abdullah verlor bei einem Bombenangriff in Raqqa seine Familie. Die US-Luftwaffe hatten sie abgeworfen, um den "Islamischen Staat" zu treffen.
Inzwischen gilt die Terror-Miliz als besiegt. Raqqa, die Hauptstadt der Islamisten, ist frei. Doch 70 bis 80 Prozent der Stadt wurden bei den Kämpfen in Schutt und Asche gelegt.
Wie haben Sie vorher über den Westen gedacht, über Amerika?
Ich habe einfach gehofft, dass sie kommen und uns erlösen.
Am 16. August 2017 traf die Bombe Abdullahs Haus. Seine Frau, seine sechs Kinder, sein Bruder und seine Schwester starben. Im Gespräch mit Geiger erzählt Abdullah, wie schwer es ihm fällt nun weiterzuleben. Und von dem inneren Zwiespalt, den er spürt.
Die Frage, die Abdullah bis heute vermeidet, sie lautet: War es das wert? Er will nicht Nein sagen, denn das würde den Wahnsinn des IS relativieren. Aber er kann auch nicht Ja sagen.
Geiger wird deutlicher:
In jenen Wochen wollten alle einen schnellen Sieg, eine schnelle Befreiung. Die Kurden am Boden und die USA in der Luft. So viele Häuser waren schon zerstört, der Krieg dauerte schon so lange. Ein Haus mehr oder weniger? Eine Bombe mehr oder weniger? Ein paar Tote mehr in einem Krieg mit Hunderttausenden Toten, wenn dafür der IS schneller besiegt ist?
Die Befreier wollten es zu Ende bringen. Sie gaben nicht mehr so sehr Acht. Darin liegt das Verbrechen.
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