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Daniel Kahneman schreibt in seinem Buch "Schnelles Denken, langsames Denken": Das menschliche Gehirn ist nicht dafür gemacht, Entwicklungen, die weit in der Zukunft liegen, richtig einzuschätzen. Das sind keine guten Nachrichten, wenn es um die Herausforderungen geht, die der Klimawandel uns stellt.
Ich arbeite als Journalist und Buchautor in Berlin und beschäftige mich mit den gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Transformationen, die der Klimawandel notwendig macht – und die das Leben nicht unbedingt schlechter machen.
www.kaischaechtele.de
Zum Auto haben die Deutschen ein inniges Verhältnis. Wahrscheinlich würden sie eher auf Sex verzichten als darauf, sich morgens durch den Berufsverkehr zu quälen. Das Auto ist hierzulande weniger Fortbewegungsmittel (erst recht nicht in den Großstädten) als Wirtschaftsmotor (die Automobilindustrie ist unser wichtigster Sektor) und Statussymbol (auch wenn mir noch niemand erklären konnte, inwiefern das gelten soll, wenn man einen Clio oder Corsa fährt).
Um das Auto mitzunehmen in der Transformation der Weltwirtschaft, die mit dem Gipfel von Paris eingeleitet werden sollte, hat sich die Bundesregierung schon 2009 zum Ziel gesetzt, bis 2020 eine Million Elektroautos auf die Straße zu bringen. Knapp sieben Jahre später sind gerade mal 30.000 reine Elektroautos unterwegs. Bei einem Gipfel am Dienstagabend im Kanzleramt haben Bundesregierung und Autobauer beschlossen, bis März einen gemeinsamen Handlungsrahmen zu entwickeln, der die Elektromobilität voranbringen soll. Eine Idee ist etwa eine Kaufprämie in Höhe von 5000 Euro.
Es lohnt an dieser Stelle, einen Beitrag im SPIEGEL zu Beginn des Jahres ins Gedächtnis zu rufen. Darin ist beschrieben, wie schwer sich die Politik tut, den Mobilitätswandel tatsächlich anzuschieben. Die Unternehmensberatung Roland Berger hat berechnet, dass es 2,3 Milliarden Euro kosten würde, bis Ende 2020 knapp 700.000 Hybridfahrzeuge und 220.000 reine Elektroautos unter die Deutschen zu bringen. Finanziert werden könnte diese Summe durch ein „CO2-basiertes Umweltbonus-Umweltbeitragssystem“: Das ist nichts anderes als eine Strafzahlung für diejenigen, die partout nicht auf den Status „SUV-Fahrer“ verzichten können. Für einen BMW X5 wäre ein Aufschlag von 800 Euro fällig – er wäre immer noch deutlich günstiger als eine vergleichbare Abgabe, die Frankreich bereits erhebt. Gegen diese Abgabe machte die Auto-Lobby genauso mobil wie gegen andere Konzepte.
Eine über Jahrzehnte gewachsene Liebesbeziehung lässt sich eben nicht so leicht beenden.
Quelle: Andreas Wassermann spiegel.de
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