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Wenn es ums Berghain geht, setzt der Verstand aus
Journalist, Sammler
Kurator'in für: Pop und Kultur Fundstücke
Schlüsselmoment? Auf undurchsichtigen Wegen, die nichts mit Geld, sondern mit krimineller Energie zu tun haben, ergattert 1979 ein kleiner Junge seine erste Platte. "Parallel Lines" von Blondie - als Picture Disc, was wichtig ist, weil der kleine Junge damals eher visuell als musikalisch an Musik interessiert ist. Das ändert sich mit den ersten Tönen dieser Platte. Um die Geschichte kurz zu machen: Der Junge wird größer, versucht sich in verschiedenen Subkulturen und landet schließlich beim Radio, bei Gedrucktem, beim Netz, um über Musik zu reden und zu schreiben. Nur ein paar Namen: ByteFM ("Electro Royale", "Time Tunnel"), Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur, Tagesspiegel. Ein Blog namens technoarm.de und natürlich ein wöchentlicher Podcast: "Pop nach 8".
Seine große Liebe ist der Club, aber eigentlich findet er Chet Baker genauso spannend wie Blake Baxter. Mal sehen, wie das endet.
Der Berliner Techno-Klub Berghain ist mal wieder großes Thema. Was ist passiert? Auf einmal machte das Gerücht die Runde, die Betreiber des Berghains hätten keine Lust mehr, der Klub würde noch in diesem Jahr schließen.
Die ganze Geschichte ist wie ein Kartenhaus zusammengefallen, aber zuvor hatten sehr viele Medien, darunter auch solche, die sich selbst wohl als seriös bezeichnen würden, die Gerüchte weitergetragen. Kristoffer Cornils hat für groove.de den Ablauf des journalistischen Totalversagens aufgeschrieben und die Mechanismen, die dazu geführt haben, erläutert. Ein guter Text, weil selbstkritisch, kenntnisreich, verständlich.
Es war ein Totalversagen mit Ansage und trifft damit auch eine explizite Aussage über den horriblen Status quo von Kulturjournalismus im Jahr 2022. Wie gesagt hat sich Clickbaiting aus den (aufmerksamkeits-)ökonomischen Grundbedingungen digitaler Publizistik ergeben.
Natürlich, das Thema "Berghain" kann auch er nicht ignorieren und um das mal als eine Art Selbstkritik zu formulieren: Ich würde hier auch nicht drüber schreiben, wenn es nicht ums Berghain ginge. Der Name des Klubs, der 2009 mal zum besten Klub der Welt erklärt wurde, sorgt für Aufmerksamkeit! Aber in einer Zeit, in der so viele Gerüchte die Runde machen und in Windeseile im Netz verbreitet werden können, muss sich Journalismus einfach mehr Mühe geben. Auch in so spaßorientierten Feldern wie dem Klubbereich.
Quelle: Kristoffer Cornils Bild: groove.de groove.de
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