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Volk und Wirtschaft

Warum in China der Konsum nicht anspringt

Georg Wallwitz
Autor und Verwalter, selbständig

Geboren 1968.

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Georg WallwitzFreitag, 27.11.2015

Kaum etwas benötigt China so sehr wie die Verlagerung des Wachstums von den Investitionen auf den Konsum. Das ist DAS große Thema für China. Das Land kann nicht mehr davon leben, dem Rest der Welt immer mehr Sachen zu verkaufen. Es muss sich endlich angewöhnen, sich auch mal selbst etwas zu gönnen.

Aber irgendwie springt der Konsum nicht an. Und das liegt wohl hauptsächlich daran, dass die Chinesen Angst haben, im Alter nicht genügend Geld zu haben. Daher legen sie ihr Geld lieber zur Seite und sparen, als dass sie es ausgeben.

So lange es in China keine nennenswerte Sozialversicherung gibt, wird das Angstsparen wohl weiter gehen und alle Umbaubemühungen in der Wirtschaft werden harzig bleiben.

Perspektivisch bedeutet das immer niedrigere Wachstumsraten und am Ende vielleicht ein Versinken in der "Middle-Income-Trap", also ein Scheitern bei dem Versuch, in die erste Liga des Pro-Kopf-Einkommens vorzustossen.

Warum in China der Konsum nicht anspringt

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Kommentare 4
  1. Burkhard Grosche
    Burkhard Grosche · vor fast 9 Jahre

    Interessanter Artikel, einer in einer Reihe, die sich mit dem Phänomen der hohen Sparquote bei doch immer noch vergleichsweisen hohem Wachstum auseinandersetzen. Das Rezept ist jedoch klassisch keynesianisch, nämlich (a) man muss die Leute zum Geldausgeben treiben und (b) es fehle am Sozialstaat, damit die Leute noch sorgloser ausgeben könnten. Ich habe (c) mehr Schulden, damit mehr Wachstum vermisst. Damit wird der Blick darauf verstellt, dass die Situation in China (a) vielleicht gar nicht so rosig ist, wie die staatliche Propaganda Glauben machen will, es (b) vielleicht schon enorme Schulden gibt (private und öffentliche) und der Bürger nur richtigerweise durch Sparen reagiert und (c) die Vorsicht der Bürger eine Tugend ist, denn der Staat in China ist schon mehrfach kollabiert.

    1. Georg Wallwitz
      Georg Wallwitz · vor fast 9 Jahre

      Das sollte man bei Ökonomen in der Tat immer im Auge behalten: Dass je nachdem, welche philosophische Grundhaltung sie haben, ganz andere Antworten herauskommen.
      Aber es macht unter den gegebenen demographischen Bedingungen einfach auch Sinn für den einzelnen zu sparen: Wenn es wenig Nachkommen und keine nennenswerte Sozialversicherung gibt, dann ist man gut beraten, sich selbst seine Sicherheit zu schaffen.
      Ob diese allerdings viel wert ist, wenn China in ernsthafte Schwierigkeiten gerät, darf getrost bezweifelt werden. In einem autoritären System hat der Staat jede Möglichkeit, sich die Ersparnisse seiner Bürger anzueignen - durch die Verstaatlichung privater Pensionsfonds, die Enteignung von Immobilien, die Abwertung der Währung etc.
      Aber das sehe ich zunächst einmal nicht kommen.

  2. Frederik Fischer
    Frederik Fischer · vor fast 9 Jahre

    Klingt sehr nach Deutschland. Auch hierzulande wird im Verhältnis zu den Exporten zu wenig konsumiert. Aber bis jetzt zumindest, hat das unsere Wirtschaft scheinbar nicht kollabieren lassen. Klar, das hat unter anderem mit der besonderen Rolle Deutschlands in der EU zu tun, aber ich stoße mich ein wenig an dem vermeintlichen Automatismus.

    1. Georg Wallwitz
      Georg Wallwitz · vor fast 9 Jahre

      Zwei wesentliche Unterschiede gibt es wohl: Erstens ist Deutschland im Vergleich zu China sehr viel kleiner. Wenn einem mal 90% des Socken-Marktes gehören, macht es nicht mehr viel Sinn, in Wachstum zu investieren, es sei denn, der Menschheit wächst ein drittes Bein. Diese Art Dominanz hat Deutschland nie erreicht.
      Und zweitens (und damit zusammenhängend) sind Investitionen in China mittlerweile furchtbar unrentabel und führen zu gigantischen faulen Krediten. In Deutschland lässt sich nach wie vor gut investieren, weil zur Not neue Märkte und neue Produkte ersonnen werden. Da hapert es aber noch in China.

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