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Flucht und Einwanderung

"Als Deutscher würde ich auch nicht wollen, dass so viele Migranten in mein Land kommen" (Hamid)

Achim Engelberg
schreibt, kuratiert, gibt heraus
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Achim EngelbergDienstag, 24.10.2017

In einem aufschlussreichen Gespräch erklärt der pakistanische Schriftsteller Mohsin Hamid, warum wir alle Migranten sind. Das klingt zuerst allzu glatt, wird aber dann stimmig:

Wenn ein Achtzigjähriger sein ganzes Leben in Berlin verbracht hat, bezeichnen wir ihn nicht als Migranten. Aber dieser Mensch kam zur Welt, als Hitler Deutschland regierte, er wuchs in einer zerstörten Stadt auf, vielleicht verbrachte er seine Jugend in der DDR. Dann kam die Wiedervereinigung, und jetzt ist er achtzig Jahre alt und lebt Tür an Tür mit Leuten, deren Eltern aus Marokko oder der Türkei kommen. Dieser Mensch hat ein Leben voller Migration hinter sich. Jede Generation macht die Erfahrung der Migration. Wenn wir erkennen, dass wir alle dieses Schicksal teilen, können wir gemeinsame Werte aufbauen.

Mit anderen Worten könnte man von horizontalen Flüchtlingen sprechen, die eben von irgendwoher zu uns oder anderswo kommen, und vertikalen Migranten, die am gleichen Ort bleiben, aber unterschiedliche politische, wirtschaftliche, kulturelle Systeme erleb(t)en, verschiedene Staatsbürgerschaften am gleichen Ort erhielten.

Begreiflich findet Mohsin Hamid die Reaktion vieler Deutscher, die nicht so viele Flüchtlinge aufnehmen wollen. Er argumentiert auf zwei Ebenen, einer moralischen und auf der eines verblüffenden Vorschlags für die bereits Angekommenen:

Man könnte den Migranten sagen: «Die Sehnsucht, hierher zu kommen, ist ein menschliches Recht. Ihr seid keine Kriminellen. Aber wir haben Angst vor euch. Und wir verweigern euch den Zugang, nicht weil ihr Kriminelle seid, sondern weil wir zu viel Angst haben, um das Richtige zu tun.» Diese rhetorische Position wäre für mich sehr viel ehrlicher als die derzeitige Lesart, etwa in den USA: «Das sind Kriminelle, sie sollten aus dem Land geworfen werden.»

Schnell will er den Migranten ermöglichen, dass sie zum Land gehören. Sie sollen rasch etwas beitragen, etwa indem sie alte Menschen pflegen oder eine neu geschaffene Steuer zahlen.

Sie könnten ihre eigenen Häuser bauen, in einer Umgebung, in der sie die Sprache lernen und mit Frauen und Männern Seite an Seite arbeiten. Nach drei, vier Jahren wären sie so weit integriert, dass sie sowohl kulturell als auch sprachlich und wirtschaftlich Teil der Gesellschaft sein könnten. Über solche Ideen wäre nachzudenken. Das heisst nicht, dass wir morgen alle hereinlassen sollten, aber man müsste sich das Ziel setzen, dass ein Migrant nach etwa fünf Jahren mit seinem Umfeld ebenso verbunden ist wie jemand, der schon lange hier lebt.

In weiteren Passagen beleuchtet er den Nationalismus in seiner Heimat, den Terror oder den medial verstärkten Pessimismus, der uns lähmt. Ein Mut machendes Interview aus einer weiten Perspektive.

Ach, Moshin Hamid schreibt auch noch gute, vielschichtige Romane.

"Als Deutscher würde ich auch nicht wollen, dass so viele Migranten in mein Land kommen" (Hamid)

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