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Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
Mit Tiefenschärfe erinnern die beiden Autoren daran, "dass jahrhundertelang europäische Grenzenlosigkeit selbstverständliche Normalität war". Was wir heute als Pass verstehen, gibt es erst seit 1920. Die Autoren sehen den europäischen Raum als "ein Palimpsest aus Grenzen, die aber keine sind, sondern die lediglich die Kulturräume definierten, die aus der kulturellen Vielfalt in Europa immer den einen europäischen Raum gemacht haben."
Ihren Lösungsansatz entwickeln sie aus diesem historischen Vergleich:
"Werfen wir einen Blick in die jüngere Geschichte, um uns von Lösungen inspirieren zu lassen, die sich bereits als nachhaltig erwiesen haben: Was haben europäische Migranten gemacht, die während der Hungersnöte und politischen Krisen im 18. und 19. Jahrhundert in Massen in die Neue Welt ausgewandert sind, Iren, Italiener, Balten, Deutsche ...? Sie haben dort ihre Städte neu gebaut.
Überall in Amerika finden wir Städtenamen wie New Hannover, New Hampshire, New Hamburg und so weiter. Die Italiener haben in Little Italy in New York ein ganzes Stadtviertel okkupiert. Niemand ist damals auf die Idee gekommen, Familien zu trennen oder in verschiedene Unterkünfte einzuquartieren oder über Familiennachzug zu feilschen. Niemand hat einen Asylbewerberstatus bekommen, staatliches Geld erhalten, wurde auf einen Sprachkurs oder gar eine „Leitkultur“ verpflichtet. Die europäischen Flüchtlinge sind einfach in einer neuen Heimat angekommen und haben dort ihre alte Heimat nachgebaut. Daraus können wir lernen."
Quelle: Ulrike Guérot und Robert Menasse monde-diplomatique.de
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Klasse Denkanstoß, danke! Das hatte ich so gar nicht auf dem Schirm. Aus meiner Kindheit kenne ich Europa noch mit Schlagbaum, Bundesgrenzschutz und Zoll an der französischen und Schweizer Grenze. Man kommt kaum auf die Idee, dass das nur für kurze Zeit so war.