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Kurator'in für: Fundstücke Medien und Gesellschaft Flucht und Einwanderung Feminismen
Reporter, Kurator, Autor für deutsche und internationale Medien. Studium der Politikwissenschaft/Anthropologie. Themen: Weiße Mehrheitsgesellschaft, MENA, Autokratien, Kapitalismuskritik, Feminismus und kritische Theorie.
Sein Name ist allgegenwärtig: Dieser Mediziner, Mikrobiologe und Hygieniker ist nicht erst seit Ausbruch der Corona-Pandemie in aller Munde. Ich selbst bin in Frankfurt am Main auf eine Robert-Koch-Schule gegangen. Als Helden und Forschungspionier sollen wir uns alle an den vor mehr als 100 Jahren verstorbenen Koch erinnern. Dabei war dieser Mann vor allem ein skrupelloser Straftäter, der im Auftrag des Kaiserreichs Menschen in Afrika quasi ermorden ließ.
In den vergangenen Wochen klärte der Historiker Jürgen Zimmerer die deutsche Öffentlichkeit immer wieder über die Geschichte Kochs auf. In Gastbeiträgen und Interviews erzählt Zimmerer von den grausamen Menschenversuchen, die Koch in den deutschen Kolonien in Afrika ausgeführt hat und von Kochs Intention:
Er wurde im Dienste der deutschen Kolonialverwaltung – er war oft auf Reisen, oft in Diensten der britischen und der deutschen Kolonialverwaltung, er war also auch Deutschlands bekanntester Kolonialmediziner sozusagen – nach Deutsch-Ostafrika, dem heutigen Tansania, geschickt, um eben die Schlafkrankheit zu bekämpfen, eine tödliche Krankheit, die zu Zehntausenden von Opfern führte und eben auch die afrikanische Arbeitskraft eben gefährdete, und deshalb wollte man sie bekämpfen.
Robert Koch experimentierte beispielsweise mit dem arsenhaltigen Mittel Atoxyl – ohne die Einwilligung der Testpersonen und wissentlich, dass es einen nachhaltigen Schaden anrichten werde – an Körpern von Afrikaner*innen. Eine Nebenwirkung: die dauerhafte Erblindung. Robert Koch hat es zudem billigend in Kauf genommen, dass Menschen wegen seiner Forschung gestorben sind. In diesem Beitrag des Deutschlandfunks wird die Todesangst seiner unfreiwilligen Probanden beschrieben.
In Afrika fühlte sich Koch frei, dort gab es keine Auflagen, keine neidische Konkurrenz, keine moralischen Standards, an die er sich hätte halten müssen. Die Körper Schwarzer Menschen sah er als Testmaterial, mehr nicht. Dem deutschen Kaiserreich und Unternehmen ging es in erster Linie um die Profitabilität der Kolonien. Die deutsche Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zogen deswegen in Afrika an einem Strang.
Dies ist nun kein neues Wissen, kein Durchbruch der Geschichtswissenschaften. Viele lokale Initiativen in Deutschland sprechen schon seit langer Zeit über dieses dunkle Kapitel deutscher Wissenschaftsgeschichte. Auch Zimmerer verweist darauf. Doch es ist allgemein bekannt, wie groß der Widerstand vieler Menschen in Deutschland ist, aus der deutschen Geschichte für die Gegenwart und die Zukunft zu lernen.
Warum sollten wir uns also im Jahr 2020 mit Namen und Biografien von Menschen wie Robert Koch beschäftigen? Warum sollten wir eigentlich kritisch über die Benennung des Robert-Koch-Instituts nachdenken? Nun: Erst im April hatten zwei französische Ärzte vorgeschlagen, dass man potenzielle und risikobehaftete Medikamente und Impfungen gegen Covid-19 doch unkompliziert und schnell in Afrika testen könne...
Quelle: DLF Bild: DLF www.ardaudiothek.de
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So wichtig wissen über die namens-Patrone ist, muss doch klar gemacht werden dass ein Unterschied besteht zwischen etwa Robert Koch und Hermann von Wissmann, erster profitierte vom Kolonialismus, führte unethische experimente durch und hat "quasi" getötet. letzterer war verantwortlicher kolonialHerr und hat aktiv gemordet. So wie auch unterschiede zwischen Marx mit rassistisch antisemitischen Äußerungen und etwa Hitler bestehen. Das Bild einer Person ist selten klar. Aber ja: Namensgebung ist Huldigung. Das kann sich ändern. Muss sich ändern. Kann auch - nach differenzierter Diskussion - bedeuten, jemandes Namen beizubehalten trotz dunkler punkte. Wenn man keinen besseren findet!
Obacht aber sich von Diskussionen dieser (!) art nicht ablenken zu lassen: Hermann von Wissmann - Straßen gehören ja wohl vorrangig und zuerst abgeschafft...
Das Thema ist nicht unbekannt, hier ein Beitrag von 2010:
"Seinen 100. Geburtstag feierte das Robert-Koch-Institut (RKI) noch unbedarft. Nur wenige seiner Forscher hätten sich im Dritten Reich an den Menschenversuchen des NS-Regimes beteiligt, ist in der Festschrift aus dem Jahr 1991 zu lesen." –Aber hat dich das geändert? https://www.sueddeutsc...
Wer Robert Koch "vor allem ein skrupelloser Straftäter" betrachtet, der rückt ihn nah an die Menschenexperimente von Nazi-Mediziner. Aber auch international wird Robert Koch vor allem als zentraler Begründer der modernen Bakteriologie und Mikrobiologie gesehen.
Wahrscheinlich muss man etliche Forscher in ihren Ambivalenzen und Doppelexistenzen sehen? Ist das nicht der Grund für das immergrüne Faust-Drama (ich meine nicht nur das von Goethe)? In allen Variationen dieses großen Stoffs geht ein Wissenschaftler einen Pakt mit dem Teufel ein.
Oder auf der historischen Ebene von Robert Koch: Fritz Haber war einer der wichtigen Chemiker und Nobelpreisträger seiner Zeit. Als verfolgter Jude musste er aus Deutschland fliehen. Aber: Während des Ersten Weltkriegs war er der "Vater des Gaskriegs".
Diese Widersprüche müssen ausgehalten werden, so bitter es ist.
Natürlich sollte das Robert-Koch-Institut diese benennen und nicht hinter wolkigen Aussagen verbergen.