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Der Gamesphilosoph verkündet: Videospiele brauchen keine Stories! Oder?

Rainer Sigl
Journalist Print/Online/Radio, Blogger; Textarbeiter
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Rainer SiglDienstag, 25.04.2017

Ian Bogost ist der Superstar unter den Games-Denkern. Der US-amerikanische Autor, Philosoph, Gamedesigner und Universitätsprofessor ist dafür bekannt, kontroversiell, aber tiefgreifend über Videospiele zu denken und zu schreiben. Seine Bücher "How to Talk about Video Games" und "Play Anything" zählen zur absoluten Pflichtlektüre für jede(n), der oder die sich über den reinen Konsum hinaus weiter mit Videospielen beschäftigt.

Dabei geht er oft hart mit "seinem" Medium ins Gericht - und auch diesmal sorgt ein Essay aus seiner Feder für Aufregung bei all jenen, die gern über Spiele nachdenken. "Video Games Are Better Without Stories", so der Titel seines Textes, und weiter: "Film, television, and literature all tell them better. So why are games still obsessed with narrative?" Ist das die - späte und vielleicht sogar endgültige - Absage an die Narratologie, die immerhin in grauer akademischer Vorzeit der Game Studies den Kontrapunkt zu den Ludologen gab? Spoiler: Alles halb so wild.

Yes, sure, you can tell a story in a game. But what a lot of work that is, when it’s so much easier to watch television, or to read. A greater ambition, which the game accomplishes more effectively anyway: to show the delightful curiosity that can be made when stories, games, comics, game engines, virtual environments—and anything else, for that matter—can be taken apart and put back together again unexpectedly.

Wer Bogost kennt, der weiß, dass solche Ansagen vor allem eines sind: die Aufforderung, selbst zu reflektieren und ein Gespräch zu beginnen - genauso wie jene seiner früheren Texte, in denen er die Frage stellte, ob Spiele denn unbedingt Charaktere brauchen. Egal, ob man seiner Meinung ist oder nicht: Dass solche "Provokationen", die am vermeintlichen Konsens rütteln und in anderen Medien an der Tagesordnung sind, im Medium Videospiele für Aufregung sorgen, zeigt hauptsächlich eines: dass sie - und das Gespräch über sie - noch massig Entwicklungspotenzial haben. Ob mit oder ohne Story.


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