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Kurator'in für: Volk und Wirtschaft Medien und Gesellschaft Technologie und Gesellschaft Fundstücke
Leitet das Digital-Team im Wirtschaftsressort der Süddeutschen Zeitung, was nicht heißt, dass er nur Nerd-Kram piqt. Studierte in Erlangen und Portland Politikwissenschaft und Amerikanistik, schrieb in Nürnberg, Berlin, New York und München. Interessiert an allem Politischen. Am Absurden sowieso. Süchtig nach Longreads.
Noch ein Nachtrag zur Diskussion um Gaulands Text in der FAZ und seiner Karikatur einer "globalistischen" Elite, die angeblich im Gegensatz zum "echten" Volk steht: Dieser Blogpost verweist auf einen Aspekt, der in der Debatte über den neuen Nationalismus (können wir aufhören, das hohle "Rechtspopulismus" zu verwenden?) oft unter den Tisch fällt: Die Frage nach dem Machtinteresse der Anführer dieser Bewegung und Konflikten zwischen Eliten in Deutschland.
Nach Gaulands Text taten manche seiner Gegner so, als gäbe es gar keine Eliten im Land. Der Autor dieses Textes argumentiert dagegen: Es gibt sie sehr wohl, sogar zwei Eliten! Einerseits die neoliberale, meritokratische, weltoffene - und andererseits die alte großbürgerliche (teils adlige) Elite, die sich ihre Macht zurückholen will. Das tut sie, indem sie die Nostalgie des Volkes nach der "guten alten Zeit" bedient, als das Verhältnis zwischen Herrschern und Beherrschten noch klar war. Und das geht nur über die Verleumdung von Migranten, Schwulen, und notfalls halt derer, die einfach nur fließend Englisch können.
Alice Weidel – Unternehmensberaterin für Start-ups, Investmentbankerin von Goldman Sachs ...Immobilienmagnat Donald Trump...; Beatrix von Storch, in den Adelsstand geborene Herzogin von Oldenburg – ... und er selbst, Parteichef Alexander Gauland, lebenslanger Berufspolitiker und Zeitungsherausgeber. Andere hochrangige Funktionäre wie Meuthen und Lucke sind Professoren ...
Für solche Konfliktlinien kann man schnell blind werden, wenn man die historische Perspektive vernachlässigt: Vor und nach den Nazis gab es (neben den alten Nazis in den Ministerien etc.) konservative Machtzentren, die durch die Öffnung von Politik und Verwaltung für nicht-Elitäre (Stichwort Bildungsexpansion) geschwächt wurden. Und die sich nun an die Spitze der nationalen Bewegung stellen.
Der Ruf der Populisten nach mehr Volkssouveränität und direkter Demokratie ist demnach lediglich ein Vehikel, um die derzeitigen Funktionseliten auszuhebeln, die alten Eliten wieder zu installieren und somit die Zugangsmöglichkeiten zur Macht zu beschränken. In den Augen dieser Reaktion gibt es eine "Herrschaft von Gottes Gnaden", die sich nach dem Tod Gottes zu einem Rassismus biologisierte und säkularisierte. Rassismus geht heute nicht mehr, deshalb sagt man einfach man sei "identitär".
(mehr dazu in "Die Autoritäre Revolte" von Volker Weiß)
Quelle: Gilbert Dietrich geistundgegenwart.de
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Klingt alles so künstlich begrifflich Konstruiert und mit ausgesuchten Personenbeispielen garniert. Natürlich gehörte Weidel zur globalisierten Elite und von Storch zur alten Elite. Und die Professoren sicher zur intellektuellen globalisierten Elite. Genau wie Lenin, Trotzki und Co. damals in der russischen Revolution. Für Stalin oder die PEGIDA-Führung gilt das sicher nicht. Ob das ganze ein Versuch „der alten Eliten“ ist, wieder an die Macht zu kommen. Ich glaub so mechanisch ist Gesellschaft nicht.
klasse piq! ja, gerne, ich höre ab sofort auf, von "populisten" zu reden. und ich würde es bevorzugen, allein von "nationalisten" zu reden, also kein neo- oder retro oder sonst ein schniekes prefix zu verwenden. da paßt dann (bald) 'sozialisten' mittemang rein, ohne daß ich erneut am prefix schrauben muß... (ich kommentiere hier nicht als um ausgewogenheit besorgter jounalist).
Und wie passt in diese Erklärungen, dass die Ideen des Neoliberalismus aus den alten Eliten kamen: Friedrich August VON Hayek oder Ludwig VON Mises?
Warum begann die Umsetzung stets mit der Machtergreifung oder -erhaltung konservativer Mächtiger, etwa im Chile von Pinochet?
sehr gut! Super piq und ein sehr spannender Text.
Ich gehe weiter davon aus, dass diese reaktionär liberalistischen Eliten eben im Vakuum solidarischer Politik gedeihen. Ich schreibe absichtlich nicht "linker Politik", weil es um eigentlich links gar nicht geht, sondern um das "sozial" das früher vor "Marktwirtschaft" stand. Aber die Kategorisierung der ehemaligen Linken als progressive Liberalisten finde ich interessant, weil es eben die Art des linken Scheiterns auf breiter Front genauer andeutet.