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Leben in Zeiten der Hypermoral. Die gefährliche Lust an der Empörung. Ein Denkanstoß

Marcus Ertle
Journalist
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Marcus ErtleSonntag, 22.10.2017

Der moralisch erhobene Zeigefinger ist ja eigentlich ein eher unbeliebtes Körperteil. Andererseits gibt es, so der Philosoph Alexander Grau, heute kaum etwas, was so mächtig ist wie die moralische Empörung, beispielsweise in Form von Shitstorms, die gnadenlos jedes moralische Fehlverhalten an den Pranger stellen.

Aber was ist überhaupt richtig und was falsch, was ist moralisch und was unmoralisch? Das waren und sind immer auch gesellschaftliche Macht- und Deutungsfragen, die in persönlichste Lebensbereiche hineinspielen. Das kritische an der "selbstbegründeten Hypermoral" sieht Grau darin, dass sie sich ideologiefrei gebe und zugleich einen objektivistischen Anspruch erhebe, der letztlich eine Gefahr für den offenen Diskurs in einer Demokratie darstelle, indem sie zur "Tyrannei der Werte" wird.

Diese These muss man nicht gut finden. Aber darüber nachzudenken, ob der eigene moralische Standpunkt oder der der vielzitierten Filterblase, die letztlich ja nur das virtuelle Abbild des eigenen Milieus ist, immer der allein richtige und moralisch erhabene ist... das lohnt sich allemal.

Leben in Zeiten der Hypermoral. Die gefährliche Lust an der Empörung. Ein Denkanstoß

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