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Kurator'in für: Pop und Kultur Fundstücke Medien und Gesellschaft
Freier Journalist in Hamburg. Liebste Arbeit: Interviews führen; übelste Arbeit: Interviews abtippen.
Flohwalzer-Virtuose. Erste selbstgekaufte Kassette: Roxette - "Tourism". Krautrock, afrikanischer Blues und Souljazz waren da noch fern. Schätzt "Handgemachte Musik", und hört natürlich trotzdem HipHop, Dub und Ambient.
Das schönste Weihnachtsalbum des Jahres enthält gar keine Weihnachtslieder. Und es stammt von jemandem, der mit dem Fest kaum etwas anfangen kann. Bugge Wesseltoft musste von seinem Produzenten Siggi Loch erst überredet werden, bis er sich bereit erklärte, einen Nachfolger für seine 1997er Erfolgsplatte "It’s Snowing On My Piano" aufzunehmen. Die Bedingung des Pianisten: kein "Silent Night", kein "Rudolph", stattdessen entschlackte Pop-Covers. Soweit nichts Besonderes unter Jazzern, die vielleicht auch mal ein bisschen Geld verdienen wollen.
Doch "Everybody Loves Angels" ragt (trotz des abschreckenden Covers) weit aus der Masse kitschiger Jazz-Pop-Berieselungsware heraus. Der Norweger, seit 25 Jahren eine feste Größe der europäischen Szene, hat zu Songs wie "Angie" und "Let it Be“ allein am Flügel improvisiert, in einer Kirche auf den verschneiten Lofoten-Inseln. Ein Selbstzitat aus der Galore sei gestattet: "die minimalistische Eleganz, mit der der Pianist die sich bedrohlich auftürmenden Klippen des Kitsches umschifft, ist atemberaubend."
Simon & Garfunkels "Bridge Over Troubled Water" ist die wahre Neuentdeckung hier: In acht Minuten befreit Wesseltoft, sich zärtlich vorantastend, den Song von allem Schmacht und aller Sentimentalität und legt seinen Kern frei. Sensationell.
PS: Bugge Wesseltoft ist noch bis Sonntag im deutschsprachigen Raum auf Tour.
Quelle: Bugge Wesseltoft Bild: ACTMusicOfficial EN youtube.com
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