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Kurator'in für: Europa Volk und Wirtschaft
Jahrgang 1953
Studium der Elektrotechnik und Elektronik
Forschung / Lehre auf dem Gebiet der Wissenschafts- und Innovationstheorie
Entwicklung von Forschungsprogrammen im IKT-Sektor für verschiedene Bundesministerien und Begleitung der Programme und Projekte - darunter Smart Energy, Elektromobilität, netzbasiertes Lernen, Industrie 4.0
Nun im Un-Ruhestand
Oft hört man jetzt, der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine widerlege das Konzept vom "Wandel durch Handel". Und noch drastischer, der Austausch von Waren und Dienstleistungen galt bisher als Weg der Aussöhnung mit Russland. Nun aber sieht man das plötzlich rückwirkend als Unterstützung für Rüstung und Kriegsvorbereitungen. Doch kann man daraus wirklich so einfach schließen, Handel sei dem Frieden nicht förderlich? Der Artikel meint: "Putins Krieg widerlegt diese These nicht." Und in der Tat werden in langfristigen, komplexen und nichtlinearen Prozessen mit vielen Variablen Konzepte nicht einfach durch einen Rückschlag widerlegt. Keiner hat behauptet, Wandel durch Annäherung führe immer und garantiert zum Erfolg.
Die Jahrzehnte des Friedens nach dem Zweiten Weltkrieg verdanken die Europäer wohl vor allem dem Gleichgewicht des Schreckens, der gegenseitigen Drohung mit der nuklearen Vernichtung. Gewagt erschiene es auch, den Fall des Eisernen Vorhangs und der Sowjetunion auf den deutschen Osthandel zurückführen zu wollen. Eher im Gegenteil kann man argumentieren, dass die Erdgasgeschäfte der Sowjetunion Devisen verschafften, die den Zusammenbruch des kommunistischen Regimes verzögerten. Das aber ist etwas anderes als die Frage, ob der Handel mit der Sowjetunion und mit Russland dem Frieden in Europa diente. Wer miteinander handelt, schießt nicht aufeinander.
Und trotzdem hat der Ost-West-Handel sicher auch zum Frieden beigetragen. Insgesamt lässt sich die Theorie, dass globaler Handel die Kriegsaktivitäten reduziert, auch empirisch recht gut belegen.
„Bewaffnete Konflikte zwischen zwei Staaten werden weniger wahrscheinlich, wenn die beteiligten Staaten viel miteinander handeln“, resümiert der Bonner Soziologe Erich Weede einen Überblick über die Forschung. Manche der Studien deuten auch darauf hin, dass nicht nur der internationale Handel, sondern auch ausländische Investitionen oder die Offenheit der Finanzmärkte das Risiko eines Kriegs verringern. Weede und andere nennen das allgemein die Theorie des „kapitalistischen Friedens“.
Es gibt – so der Soziologe – mehrere Gründe, warum wirtschaftliche Verflechtungen tendenziell den Frieden sicherer machen. Der unmittelbarste Grund ist, alle Kriegsparteien verlieren, wenn sie substanzielle Handelsbeziehungen durch Krieg beenden. Von den unmittelbaren Kriegskosten ganz abgesehen. Und je mehr Bürger am Handel partizipieren, um so höher ist wohl der Widerwille gegen Krieg. Dazu kommt ein indirekter Effekt. Je offener Marktwirtschaften funktionieren um so höher meist der Wohlstand:
Desto mehr erwarten die Menschen von der künftigen wirtschaftlichen Entwicklung. Mehr Wohlstand geht oft mit Widerstand gegen autokratische Systeme und einer Entwicklung hin zur Demokratie einher, weil die Menschen ihren Wohlstand vor der Willkür diktatorischer Herrscher schützen wollen. Freiheitliche Marktwirtschaft und Demokratie können so zusammenwirken, um Kriegsgefahren zu verringern. Ein Krieg zwischen zwei Demokratien ist nach aller historischen Erfahrung höchst unwahrscheinlich.
In der aktuellen globalen Situation mischen sich allerdings - so der Artikel - verschiedene politische oder ideologische Faktoren auch jenseits des Konfliktes mit Rußland, die einen Abbruch wirtschaftlicher Beziehungen nahelegen. So wuchsen allgemein die Forderungen, wonach der Westen wirtschaftlich härter gegen autokratische Systeme vorgehen soll.
Gegen Russland und gegen China lautet die Vorgabe nun, wirtschaftliche Abhängigkeit zu korrigieren und Souveränität zurückzuerlangen. Das trifft sich mit dem grünen Zeitgeist, wonach Gas, Öl und Kohle aus dem Ausland dem heimischen Ökostrom weichen sollen.
Man kann natürlich wertegebunden und moralisch so argumentieren. Aber man schwächt damit sicher auch die konfliktdämpfende Wirkung von existierenden Wirtschaftsnetzen. Ein Dilemma tut sich auf.
Dazu macht der im Artikel zitierte Soziologe Erich Weede noch auf eine weitere Begrenzung im Mechanismus des kapitalistischen Friedens aufmerksam:
Die umfassendere oder visionäre Perspektive ist nicht nur nützlich, um sie mit der Frage der Sanktionen zu verbinden, sondern auch, um die inhärenten Grenzen des Kapitalismus als Instrument zur Erreichung des Friedens aufzuzeigen. Aus einer statischen Perspektive mögen Kapitalismus, wirtschaftliche Freiheit oder Handel eine gewisse friedensstiftende Wirkung haben, wie zuvor dargelegt wurde. Aber der Kapitalismus ist eine dynamische Wirtschaftsordnung. Es geht um "kreative Zerstörung". Der Kapitalismus ist nicht egalitär. Nationen wachsen mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Sie steigen auf und gehen unter. Kapitalismus und ungleiches Wirtschaftswachstum bringen die Hackordnung durcheinander und tragen zu Machtverschiebungen bei, die mit dem Risiko eines Krieges, insbesondere eines Großmachtkrieges, verbunden sind.
Was letztendlich dominiert, der Beitrag des Kapitalismus zu destabilisierenden Machtverschiebungen – oder die friedensstiftende Wirkung der wirtschaftlichen Verflechtungen, kann nicht wirklich prognostiziert werden. Klar ist lediglich, (kapitalistischer oder anderer) Handel und Wirtschaftsbeziehungen ersetzen als Teil der Gesellschaft nicht die Politik. Die wiederum darauf achten muss, dass die Wirtschaft ihre Stärke behält. Denn auch eine wirtschaftliche Schwächung führt zu Verlust an Einfluss, Macht und vor allem an „Softpower“.
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