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Kurator'in für: Europa Volk und Wirtschaft
Jahrgang 1953
Studium der Elektrotechnik und Elektronik
Forschung / Lehre auf dem Gebiet der Wissenschafts- und Innovationstheorie
Entwicklung von Forschungsprogrammen im IKT-Sektor für verschiedene Bundesministerien und Begleitung der Programme und Projekte - darunter Smart Energy, Elektromobilität, netzbasiertes Lernen, Industrie 4.0
Nun im Un-Ruhestand
Ökonomen haben oft ein ziemlich enges Bild von Rationalität. Die Menschen berücksichtigen dagegen mehrere Dimensionen, wenn sie sich ein Bild vom guten Leben machen. ...
Und weiter zur Frage, warum Ökonomen so ein schlechtes Image haben:
Wir sind halt schlechte PR-Leute. Aber im Ernst: Die Befragten haben wahrscheinlich Ökonomen im Fernsehen gesehen, die ihre Wirtschaftsprognosen abgaben. Doch selbst die Voraussagen des Internationalen Währungsfonds sind lausig.
Dabei, so Duflo begeistert, sind unsere Ökonomien voller spannender und unbeantworteter Fragen. Zu deren Beantwortung sie mit ihren kontrollierten Feldexperimenten beitragen will. Also weg von den Modellen mit dem abstrakten "Homo oeconomicus", raus aus dem "Studierzimmer", hin zu realen Menschen mit ihrem nie ganz rationalen Verhalten. Was von vielen als Erneuerung der Wirtschaftswissenschaften gesehen wird, ihr aber auch den Vorwurf der Kleinteiligkeit einbringt. Was sie so kontert:
Aber es gibt einfach keine Formel, wie man ein Land wohlhabend macht. Wir wissen höchstens, was man nicht tun sollte. Hyperinflation kreiert gewiss kein wachstumsfreundliches Umfeld. Aber sonst? ... Aber wie kommt man von einem Zustand, wo diese (guten Institutionen, Eigentumsrechte, Rechtsstaatlichkeit Th. W.) fehlen, zu einem, wo sie vorhanden sind? Hier wird dann eben doch eine Vielzahl kleiner Schritte nötig, um von A zu B zu gelangen.Besonders spannend ihre Einschätzung des russischen Weges nach 1990, zum Grundeinkommen und zur Globalisierung.
Ab 1993 verbrachte Duflo zehn Monate in Moskau. U. a. arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin für einen französischen Ökonomen, der mit der Zentralbank Russlands verbunden war, sowie für Jeffrey Sachs, einen amerikanischen Ökonomen, der den russischen Finanzminister beriet. Sie konnte den Beginn der wenig gelungenen ökonomischen Transformation der russischen Wirtschaft also aus nächster Nähe beobachten. Und sie tut sich schwer mit einer eindeutigen Beurteilung:
Am Ursprung vieler nachfolgender Probleme liegt wohl die Voucher-Privatisierung, bei der sich die Bürgerinnen und Bürger mittels Coupons an Staatsfirmen beteiligen konnten. Man hoffte, dass auf diese Weise eine Mittelschicht entstehen würde. Was passierte, war etwas anderes. … Die Regierung verlor alle Ressourcen, ohne bereits über Einnahmen aus einem funktionierenden Steuersystem zu verfügen. Der Staat trocknete also aus – und es fehlten die Mittel, um Leute zu unterstützen und grundlegende öffentliche Güter bereitzustellen. Daher verkauften Leute, denen es nicht gut ging, ihre Voucher zu Schleuderpreisen, was einigen wenigen Menschen erlaubte, riesige Vermögen aufzubauen. Dieses Experiment wirkt bis heute nach. Aber selbstverständlich spielt zur Erklärung der heutigen Lage auch die Persönlichkeit Putins eine Rolle.
Auf die Frage, ob es richtig sei, Russland politisch und ökonomisch vollkommen zu isolieren, antwortet sie – für eine Ökonomin sehr offen (und für mich sehr überzeugend):
Niemand kennt die Antwort und weiss, wie das Endspiel aussehen wird. Rückblickend werden zwar viele sagen, man hätte dies oder das tun sollen. Doch die Wahrheit ist: Wir bewegen uns im Dunkeln.Ebenso eigen ihre Bemerkung zur Globalisierung. Ist sie übertrieben worden oder eher unterkritisch und einseitig gelaufen?
Man kann die Sache auch anders sehen: Vielleicht sind wir zu wenig globalisiert. Denn heute sind die Industrien regional extrem konzentriert. Das Problem mit dem Handel ist nicht, dass es zu viel davon gibt, sondern dass bestimmte Waren nur in einigen wenigen Clustern – namentlich in China – hergestellt werden. Wenn dann eine Stadt in China einen Lockdown verfügt, gibt es plötzlich keine Kugellager mehr, weil alle Kugellager aus dieser Stadt stammen.
Allerdings, eine solche Konzentration schafft Größenvorteile. Das Resultat dieser starken Spezialisierung – extrem billige Produkte. Der Preis kann aber, wie man jetzt sieht, nicht das einzige Beschaffungskriterium sein. Im "Ernstfall" ist eine regional diversifizierte Produktion sicherer. Was wiederum nicht heißen darf, dass alle Regionen oder Staaten alles selber produzieren sollen. Das würde mit hoher Wahrscheinlichkeit in eine globale Armut führen. Trotzdem muss die Herstellung von Gütern gleichmäßiger über die Welt verteilt werden. Aber wie?
Das ist das Problem. Denn eine Diversifikation ergibt sich nicht auf natürliche Weise. Zudem ist beim internationalen Handel der Aufbau von Reputation wichtig. Ein Beispiel: Auch wenn Ägypten ab morgen neuerdings Halbleiter produzieren würde, würde bei der Bestellung von Halbleitern niemand an Ägypten denken. Der Aufbau von Reputation ist langwierig und teuer. Die Dominanz von China in vielen Industrien verschärft dieses Problem. Es braucht daher das Engagement von Regierungen und internationalen Organisationen, um Exportkapazitäten aufzubauen.
Im Grunde genommen plädiert Duflo damit für eine Industriepolitik auf globaler Ebene:
Ja, in einigen Sektoren. Wobei die Unterstützung nicht zwingend vom Staat kommen muss. Mein Punkt ist: Diversifikation entspricht nicht dem natürlichen Lauf der Dinge. Der natürliche Lauf der Dinge führt beim internationalen Handel vielmehr zu starken Konzentrationen.Ebenso eigenwillig die Einschätzung Duflos zum bedingungslosen Grundeinkommen – eigentlich ja, aber nur in armen Staaten:
Für reiche Länder nicht, denn es würde extrem teuer, allen Menschen ein Grundeinkommen zu geben, mit dem sie würdig leben können. Man müsste dann an anderen Orten sparen, zum Beispiel bei der Bildung. Für die reichen Länder sind gezielte Transfers viel besser.Es lohnt sich wirklich, das Interview zu lesen. Und dann zu diskutieren. Man wird den Gedanken nicht immer folgen wollen. Bekommt aber überraschende Einsichten und. Anregungen.
Quelle: Christoph Eisenring, Thomas Fuster Bild: Serge Picard / Ag... www.nzz.ch
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Das Hauptproblem der Wirtschaftswissenschaften und der Politik ist, dass sie keine echten "Wissenschaften" wie die Physik oder die Mathematik darstellen. Es gibt einen Unterschied zwischen Naturwissenschaften und sozialen Disziplinen, die dazu führt, dass die herkömmliche wissenschaftliche Methode in sozialen Disziplinen nicht anwendbar ist. Wie der Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften Paul Samuelson sagte: "Die Wirtschaftswissenschaft war nie eine Wissenschaft - und sie ist es heute noch weniger als vor einigen Jahren." Die Ökonomen halten an ihren theoretischen Modellen fest, von denen die meisten in der realen Welt wenig bis gar nichts taugen, weil sie die Auswirkungen des unberechenbaren menschlichen Verhaltens einfach nicht berücksichtigen können. #
Menschen sind irrational; ihre Voreingenommenheit, Vorurteile, falschen Vorstellungen und Irrtümer bestimmen ihr Handeln. Bei sozialen Ereignissen treffen die Menschen also Entscheidungen auf der Grundlage von fehlerhaftem Wissen. Es ist die Unfähigkeit, diese Irrationalität anzuerkennen - unter anderem auch ein Grund, warum es die Finanzkrise 2008 gab.